In einer Zeit, in der viele Fachgebiete zunehmend international ausgerichtet sind, stellt sich häufig die Frage: Sollen wir Fachbegriffe wie „Workshop“, „Brainstorming“ und „Marketing“ verwenden – oder gibt es passende deutsche Alternativen? Beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile. Schauen wir uns genauer an, wann Anglizismen hilfreich sind und wann sie den Lesefluss vielleicht eher stören.
Anglizismen
Anglizismen sind Wörter oder Wendungen, die aus dem Englischen übernommen und ins Deutsche integriert wurden. Sie reichen von typischen Fachbegriffen bis zu alltäglichen Wörtern und werden oft verwendet, um Sachverhalte schneller auf den Punkt zu bringen. In manchen Branchen, wie der IT oder dem Marketing, gehören Anglizismen längst zum Standard, weil sie prägnant wirken und weltweit verstanden werden.
Hast du ein Bild im Kopf von einem typischen Meeting, in dem die Begriffe „Brainstorming“, „Team Building“ oder „Kick-off“ fallen? Genau hier wird die typische Rolle von Anglizismen sichtbar: Sie schaffen in einem Wort Bilder und Assoziationen, die international bekannt sind. Doch wann sind solche Begriffe wirklich nützlich – und wann wirken sie vielleicht fehl am Platz?
Deutsche Begriffe
Deutsche Begriffe bieten eine Sprachalternative zu Anglizismen, die oft mehr Klarheit schaffen und eine stärkere Verbindung zum Inhalt herstellen können. Wörter wie „Gedankenwerkstatt“ statt „Brainstorming“ oder „Teamentwicklung“ statt „Team Building“ sind Beispiele dafür, wie man internationale Begriffe auch auf Deutsch kreativ und passend umschreiben kann. Diese deutsche Wortwahl schafft oft eine verständlichere und zugänglichere Sprache, die auch Leser ohne spezifisches Fachwissen abholt.
Insbesondere im öffentlichen und behördlichen Kontext wird meist auf deutsche Begriffe zurückgegriffen. Sie werden als verbindlicher empfunden und wirken oft seriöser, gerade bei komplexeren Sachverhalten. Aber auch im Werbebereich kann eine bewusst deutsche Sprache oft einladender wirken, da sie weniger Fremdheit und mehr Nähe zum Leser schafft.
Wann ist was besser: Anglizismen oder deutsche Begriffe?
Ob nun ein englischer Begriff oder die deutsche Alternative besser geeignet ist, hängt stark vom Kontext ab. Hier einige Beispiele, wann welches Wort die bessere Wahl sein könnte:
- Fach- und Expertenkontexte: In sehr spezifischen Fachgebieten wie IT oder Marketing sind Anglizismen oft klar im Vorteil. Begriffe wie „Landing Page“, „Branding“ oder „Target Audience“ lassen sich zwar umschreiben, werden aber als Anglizismen schneller und direkter erfasst – gerade für Leser, die sich in diesen Bereichen auskennen. Anglizismen funktionieren hier wie eine gemeinsame Sprache unter Fachleuten.
- Alltags- und Publikumsorientierte Texte: Bei Texten, die sich an ein breiteres Publikum wenden, sind deutsche Begriffe oft die bessere Wahl. Ein Begriff wie „Datenverarbeitung“ ist für viele besser verständlich als „Data Processing“. Gerade in Behörden, Schulen oder im Gesundheitswesen zeigen Studien, dass deutschsprachige Begriffe auch für Menschen ohne spezifisches Wissen einfacher zu verstehen sind.
- Werbung und Branding: In der Werbung kann die Entscheidung je nach Marke und Zielgruppe variieren. Anglizismen wie „Sale“ oder „Special Offer“ sprechen manche Zielgruppen direkt an, während deutsche Begriffe wie „Ausverkauf“ oder „Angebot“ oft eine emotionalere oder auch traditionelle Wirkung erzielen.
Warum ich dir als Lektorin deutsche Begriffe empfehle
Auch wenn Anglizismen ihre Vorteile haben, spricht in vielen Fällen mehr für deutsche Begriffe – besonders, wenn du Wert auf Verständlichkeit und eine nachhaltige, klare Sprache legst. Deutsche Begriffe wirken verbindlicher, schaffen Nähe und stellen sicher, dass dein Text auch für ein breites Publikum verständlich bleibt.
Gerade bei Texten für den Endverbraucher, in Werbe- oder Infotexten, ist die deutsche Sprache oft weniger „distanzierend“ und emotionaler. Natürlich hängt es immer von der Zielgruppe ab. Aber wenn es um Verständlichkeit und Lesefreundlichkeit geht, empfehle ich dir, nach Möglichkeit auf deutsche Begriffe zu setzen!
Wer schreibt hier?
Ich bin Kerstin Salvador, zertifizierte freie Lektorin ADM (Akademie der Medien) und mit meinem Lektorat Salvador seit 2011 selbstständig.
Als Lektorin kümmere ich mich darum, Fach- und Sachbüchern den letzten Schliff zu verleihen, damit sie gut lesbar sind und sich darin keine Schreibfehler als Aufmerksamkeitsvampire verstecken.
Ich kenne übrigens auch die andere Seite des Schreibtisches: Als Autorin schreibe ich Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache und übersetze auch aus dem Italienischen. Leseratte war ich schon als Kind und habe deshalb gleich nach der Schule Buchhändlerin gelernt.
Du suchst eine Lektorin, die dich bei deinem Buch unterstützt? Hier erfährst du mehr zu meiner Arbeitsweise und meinem Angebot:
Eine Antwort
Liebe Kerstin,
danke für deinen Artikel, der mir aus der Seele spricht.
Bei meinen Texten vermeide ich zu 95% englischsprachige Begriffe, einfach, weil ich das so will und mich wohler damit fühle. Die deutsche Sprache ist so variantenreich, dass ich in den allermeisten Fällen eine Rückmeldung gebe anstatt Feedback, ein Ideengewitter spannender finde als ein Brainstorming, lieber ein persönliches Angebot lese als eine Special Offer.
Gut, dass ich nicht in der Werbung arbeite, so kann ich mir erlauben, so zu schreiben, wie ich möchte:-)
Viele liebe Grüße Gabi