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Einsam als Soloselbstständige oder Alleinsein als Kraftquelle?

Der Anstoß, mir über #Einsamkeit Gedanken zu machen und darüber zu bloggen, stammt von meiner Blog- und Netzwerkkollegin Gesa Oldekamp, die in ihrer Blogparade dazu aufruft, über das Thema „Was macht Einsamkeit mit uns?“ einen Blogartikel zu schreiben. Ich muss gestehen, dass mich das Thema Einsamkeit zuerst überhaupt nicht angesprochen hat, denn eigentlich fühle ich mich nicht einsam. Aber manchmal lohnt es sich, etwas länger bei einem Thema zu bleiben, in sich hineinzuspüren und es wirken zu lassen.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein und welchen Stellenwert hat dieses Thema in der Gesellschaft? Es fühlt sich schon irgendwie als ein Tabuthema und Makel an. Aber warum eigentlich? Ich empfinde mich als offene, aufgeschlossene Person, die gerne auf Menschen zugeht, aber auch sehr gerne allein ist und den Rückzug als Kraftquelle benötigt. Also los, dann will ich mal die verschiedenen Seiten von Einsamkeit und Alleinsein in meinem Leben beleuchten und schauen, was sie mit mir machen.

Was ist der Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein?

Alleinsein ist eine objektive Wahrnehmung, ob wir allein, zu zweit oder in einer Gruppe unterwegs sind. Das ist offensichtlich und messbar. Einsamkeit ist hingegen ein subjektives, schmerzhaftes Empfinden, das sich von Alleinsein unterscheidet. Man kann auch zu zweit oder in der Gruppe einsam sein. Es ist von außen nicht direkt sichtbar. Alleinsein ist neutral, Einsamkeit ist ein negativ assoziiertes Gefühl. Man kann Alleinsein als angenehm empfinden, aber einsam fühlt sich wohl niemand gerne.

Als Soloselbstständige per se allein

Als Soloselbstständige und Introvertierte bin ich sehr gerne allein und fühle mich dabei kein bisschen einsam. Als freie Lektorin, Autorin und Übersetzerin arbeite ich seit 2011 im selbstgewählten Homeoffice und finde das ganz wunderbar. Ich brauche die Ruhe, um mich aufs Schreiben und Lektorieren zu konzentrieren. My Home is my Castle, mein Wohlfühlort und meine Kraftquelle. Manchmal bekomme ich über meinen Netzwerkverteiler Angebote, dass in Bürogemeinschaften ein Platz frei wird, zum Teil in einem Team von anderen Lektorinnen, Übersetzerinnen und ähnlichen Berufen. Das hat sicher den Vorteil des persönlichen Austauschs und bietet die Chance von gemeinsamen Projekten. Aber so richtig kann ich mir das für mich nicht vorstellen, denn ich liebe meinen einsamen Arbeitsplatz zu Hause. Außerdem bin ich gar nicht allein. Meine Frau ist ebenfalls selbstständig und arbeitet im Zimmer nebenan. Wir können über Stunden jede für sich still arbeiten und spüren trotzdem die Nähe der anderen. Und in der Mittagspause tauschen wir uns über unsere Arbeit aus. So haben wir die perfekte Lebens- und Bürogemeinschaft.

Fachlich ist der Austausch unter Kolleg*innen natürlich wichtig, aber dafür bin ich gut vernetzt im Verband der freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL), im Branchennetzwerk BücherFrauen, in meiner Lektoratsgruppe auf Zoom, mit meinem Blogbuddy, in meinem Blogkurs The Content Society, beim Co-Blogging und besuche immer wieder Online-Seminaren, Challenges und Weiterbildungen. Netzwerken und Weiterbildung sind das A und O in der Selbstständigkeit.

Netzwerken ist das A und O in der Selbstständigkeit.

Ich reflektiere gerade meine Zeit als Angestellte in verschiedenen Verlagen und Unternehmen, bevor ich mich selbstständig gemacht habe, ob ich mich da weniger allein gefühlt habe. Dabei erinnere ich mich, wie unangenehm ich es empfand, in der Mittagspause in der Kantine mit irgendwelchen Kolleg*innen am Tisch sitzen und mich mit ihnen unterhalten zu müssen. Das hat mich alles andere als entspannt. Viel lieber habe ich einen Spaziergang gemacht, den Kopf gelüftet und die Ruhe genossen. Gemeinschaft mit anderen bedeutet also keineswegs gleich Wohlfühlen.

Pandemie als Chance

Es mag seltsam klingen, aber die verordnete Einsamkeit während der Pandemie hatte auch etwas Gutes. Für mich hat sich im Homeoffice erst mal nichts geändert. Aber bedingt durch die Umstände entstand in vielen Unternehmen die Möglichkeit, remote zu arbeiten, was vorher noch undenkbar war. Onlinekurse und Zoom-Meetings standen an der Tagesordnung und machten Reisen nur für ein Meeting unnötig. Das spart viel Zeit und Geld. Wie schnell können wir uns überregional einfach auf einen virtuellen Kaffee treffen und uns austauschen, Fragen stellen, den Bildschirm teilen, präsentieren und kooperieren. Ich möchte das heute nicht mehr missen und empfinde das als große Chance – auch wenn ich persönliche Treffen natürlich auch sehr schätze.

Me-Time als Kraftquelle

Zeit mit mir selbst zu verbringen, empfinde ich als bereichernd und wohltuend. Zu Zeiten als Single bin ich oft und gerne allein verreist, bin auf dem Jakobsweg gepilgert, habe Berge bestiegen, lange Radtouren gemacht, viele Länder besucht und mich dabei nie einsam gefühlt. Gerade auf dem Jakobsweg habe ich den Weg für mich viel intensiver wahrgenommen und über vieles nachgedacht. Stets habe ich dabei interessante Menschen kennengelernt und mich mit ihnen unterhalten. Aber dann war es auch wieder schön, allein weiterzulaufen und das wurde stets akzeptiert.

Jetzt in der Partnerschaft verreisen wir natürlich meistens gemeinsam, genießen die Zweisamkeit, brauchen aber beide auch den stillen Raum für uns, zum Lesen, Schreiben oder Malen.

Besonders beim Schwimmen oder Laufen liebe ich es, für mich zu sein, mich zu bewegen und den Kopf freizuhaben. Dabei kann ich wunderbar abschalten.

Bedürfnis nach Rückzug

Als Ausgleich zum stillen Arbeiten singe ich in zwei Chören. Somit komme ich regelmäßig aus meinem Rückzugsort und unter Menschen. Und das ist gut so. So habe ich feste Termine und verbinde das Singen mit Socializing. Ich kenne aber Situationen, in denen ich in der Gruppe gerne für mich bin. Ich liebe das Singen, aber es gibt Tage, da strengen mich die Pausen dazwischen an. Mich einem der herumstehenden Grüppchen zuordnen zu müssen und irgendwas reden zu müssen, darauf habe ich manchmal keine Lust und bleibe lieber für mich. Bin nach einem langen Arbeitstag einfach zu müde zum Reden, aber Singen gibt mir Energie. Aber sofort kommen komische Gedanken, was denn die anderen denken, wenn ich allein für mich bleibe, und ob ich dann als „seltsam“ wahrgenommen werde. Dabei ist nicht das Bedürfnis allein zu sein schlimm, sondern mein Kopfkino, wie das von außen wahrgenommen wird. Der gesellschaftliche Druck.

Ich mag es auch nicht, bei größeren Gruppen alle zur Begrüßung oder Verabschiedung zwanghaft knuddeln zu müssen. Bei zwei oder drei Personen gerne, aber nicht bei zehn oder fünfzehn. Da winke ich lieber in die Runde zur Begrüßung oder ziehe mich mit einem Polnischen still zurück. Bin ich dann seltsam?

Manchmal habe ich das Bedürfnis nach Rückzug und finde das nicht schlimm

Die Situation kenne ich auch bei mehrtägigen Gruppenveranstaltungen. Da habe ich oft das Bedürfnis nach Rückzug und brauche Zeit für mich. Dann hadere ich mit mir und fühle mich wie ein Alien, wo doch der Austausch mit anderen so wichtig ist. Gleich sitzt die innere Kritikerin auf meiner Schulter und macht mir ein schlechtes Gewissen. Ob ich denn „normal“ ticke oder vielleicht unter einer Sozialphobie leide? Inzwischen habe ich aber gelernt, liebevoll mit mir umzugehen und zu meinen Bedürfnissen zu stehen. Es ist völlig in Ordnung, dass ich als Introvertierte, den Austausch in Gruppen anstrengend finde. Nicht jede*r ist der*die geborene Rampensau und es wäre schlimm, wenn alle gleich laut wären. So bin ich eben die Stille, Zurückgezogene, die sich in Zweiergesprächen sehr wohl öffnet und viel zu sagen hat, nur eben in der Gruppe nicht.

Ich hasse Smalltalk

Ich bin nicht gut in Smalltalk, das gebe ich zu. Ich finde es super anstrengend, mit Menschen, die ich nicht gut kenne und zufällig treffe, plötzlich etwas Belangloses zu erzählen und es langweilt mich ungemein, mir irgendein Geblubber anzuhören und dabei interessiert zu tun. Lasst mich in Ruhe damit! Sinnstiftende Gespräche zu zweit oder zu dritt, mit Tiefgang und einem ausgewogenen Verhältnis von Sprechen und Zuhören, sind etwas ganz anderes. Das meine ich nicht. Daran beteilige ich mich gerne, wenn das Thema passt. Ich meine Smalltalk in Gruppen bei Partys oder am Rande von Veranstaltungen. Ich sehe die anderen fröhlich reden und fühle mich daneben einsam und ungesehen.

Oder Tischgespräche an langen Tafeln. Ich höre interessiert zu, möchte etwas dazu sagen, warte geduldig auf das Ende des Redebeitrags und schwupps hat jemand anderes das Wort ergriffen und mein Beitrag ist nicht mehr relevant. Ich setze ein paarmal an, komme einfach nicht ins Gespräch und ziehe mich irgendwann frustriert zurück. Hier habe ich oft das Gefühl, dass sich niemand für mich interessiert und die anderen lauter und eloquenter sind. Vielleicht bin ich zu zögerlich, möchte aber niemandem ins Wort fallen. Das sind Situationen, in denen ich mich einsam und ungesehen fühle.

Lost in the crowd

In Menschenmassen fühle ich mich lost. Sie sind mir ein Graus. Zu viele Menschen machen mir Angst und ich meide sie. An den großen Friedensdemos hätte ich mich gerne beteiligt, konnte daran aber nicht teilnehmen, um nicht in Panik zu geraten. Ich mag auch kein Gedränge oder angerempelt zu werden. Auch Großveranstaltungen wie Festivals empfinde ich als unangenehm. Da sind mir mittelgroße kulturelle Veranstaltungen lieber.

In Menschenmassen fühle ich mich lost und meide sie

Ich kann gut allein ins Kino gehen, ohne mich einsam zu fühlen, wenn ich einen Film sehen möchte, aber spontan keine Begleitung finde. Oder mich mit einem Buch in ein Café setzen. Neulich ist es mir aber passiert, dass ich am Ende einer Radtour den Tag in einem Biergarten ausklingen lassen wollte und bei einem Bier gelesen habe. Prompt kommen drei Leute und fragen, ob bei mir noch frei sei, obwohl es andere freie Tische gab. Wie dreist ist das denn? Als Frau allein bin ich wohl niemand? Es war doch offensichtlich, dass ich gerade die Ruhe sehr genossen habe. Zu einem Pärchen hätten sie sich bestimmt nicht gesetzt.

Fazit

Was macht Einsamkeit also mit mir? Allein fühle ich mich nie einsam, nur manchmal in Gruppen. Und schlimmer als Einsamkeit ist die innere Kritikerin, die mir einreden will, dass es sich gesellschaftlich nicht schickt, allein zu sein. Was sollen denn die anderen denken? What the f***!

Ich habe kein Problem mit Einsamkeit und empfinde Alleinsein als Kraftquelle.

Wie geht es dir mit dem Thema Einsamkeit und was macht das mit dir? Wenn es dich inspiriert, dir darüber Gedanken zu machen, kannst du noch bis zum 1. September an der Blogparade von Gesa Oldekamp zum Thema “Was macht Einsamkeit mit uns?” teilnehmen und einen Blogartikel dazu schreiben.

Fotos von Philine Bach


Frau sitzt auf einem Stapel Bücher. Daneben ihr Schriftlogo: Duden an die Freude

Wer schreibt hier?

Ich bin Kerstin Salvador, zertifizierte freie Lektorin ADM (Akademie der Medien) und mit meinem Lektorat Salvador seit 2011 selbstständig.

Als Lektorin kümmere ich mich darum, Fach- und Sachbüchern den letzten Schliff zu verleihen, damit sie gut lesbar sind und sich darin keine Schreibfehler als Aufmerksamkeitsvampire verstecken.

Ich kenne übrigens auch die andere Seite des Schreibtisches: Als Autorin schreibe ich Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache und übersetze auch aus dem Italienischen. Leseratte war ich schon als Kind und habe deshalb gleich nach der Schule Buchhändlerin gelernt.

Hier kannst du mit mir in Kontakt treten und mehr über mich und meine Angebote erfahren:

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