
Was bedeutet „Show, don’t tell“ eigentlich?
„Show, don’t tell“ ist eine klassische Empfehlung aus dem kreativen Schreiben – und sie gehört nicht ohne Grund zu den wirksamsten Stilmitteln überhaupt. Wörtlich übersetzt heißt es: „Zeigen, nicht erzählen“. Gemeint ist damit, dass du Gefühle, Eigenschaften oder Situationen nicht einfach benennst („Er war wütend“), sondern sie durch Handlungen, Körpersprache, Dialoge oder sinnliche Details sichtbar machst („Er warf die Tür krachend ins Schloss und fluchte leise“). Der Unterschied mag auf den ersten Blick klein wirken – doch er entscheidet oft darüber, ob ein Text distanziert oder lebendig wirkt. Wer zeigt statt erklärt, schafft Bilder im Kopf und lässt Leser*innen die Geschichte aktiv miterleben. Warum das so kraftvoll ist, zeige ich dir in den folgenden fünf Gründen.
1. Leser*innen erleben die Geschichte statt sie nur erklärt zu bekommen
Wenn du deinen Text so schreibst, dass Leser*innen sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken, was passiert, entsteht ein intensiveres Leseerlebnis. Du ziehst sie direkt in die Szene hinein, anstatt ihnen distanziert mitzuteilen, was jemand empfindet oder denkt. „Sie war nervös“ klingt nach Bericht, „Ihre Hände zitterten, als sie nach dem Glas griff“ dagegen erzeugt ein Bild im Kopf – und genau das macht gute Texte aus.
2. Figuren werden lebendig und glaubwürdig
Statt deinen Figuren bestimmte Eigenschaften einfach zuzuweisen („Er war ein Choleriker“), lässt du ihre Persönlichkeit durch Verhalten, Sprache und Gestik sichtbar werden. So wirken sie nicht wie Pappkameraden mit Etiketten, sondern wie echte Menschen mit Ecken und Kanten. Das weckt Empathie – oder Ablehnung –, aber auf jeden Fall Interesse. Leser*innen wollen spüren, wer da handelt, nicht nur lesen, wie jemand ist.
3. Emotionen entfalten mehr Wirkung
Emotionen sind ein zentrales Element jeder Erzählung – und sie verpuffen, wenn du sie einfach benennst („Sie hatte Angst“). Zeigst du aber, wie die Figur den Blick senkt, wie ihr Atem flach wird oder wie sie sich unbewusst an der Jackentasche festklammert, entsteht ein viel stärkerer Eindruck. „Show, don’t tell“ macht Gefühle sichtbar und damit auch spürbar – und genau das erzeugt Tiefe.
4. Zwischen den Zeilen entsteht Spannung
Wenn du nicht alles direkt erklärst, sondern durch Bilder und Handlungen andeutest, regst du die Vorstellungskraft der Leser*innen an. Sie lesen aktiver, interpretieren, denken mit – und genau dadurch entsteht Spannung. Das Ungesagte, das nur durch Andeutung sichtbar wird, wirkt oft stärker als jede direkte Aussage. Subtilität ist dabei der Schlüssel: Weniger ist oft mehr.
5. Deine Sprache wird bildhafter und ausdrucksstärker
„Show, don’t tell“ zwingt dich, kreativer mit Sprache umzugehen. Du suchst nach Bildern, Details und Handlungen, die etwas transportieren, statt nur zu beschreiben. Dadurch wird dein Stil lebendiger, konkreter – und unverwechselbar. Ein Text, der zeigt statt zu erklären, hinterlässt mehr Eindruck, weil er nicht nur Informationen liefert, sondern Erlebnisse schafft.
Zeigen schafft Nähe – und genau das bleibt im Kopf
„Show, don’t tell“ ist kein starres Regelwerk, sondern eine Einladung: Lass deine Sprache lebendig werden. Wenn du beim Schreiben Bilder entstehen lässt, statt nur Informationen zu liefern, entsteht eine ganz andere Tiefe – in deinen Figuren, in der Atmosphäre und in der Wirkung auf deine Leserinnen. Natürlich darfst du auch mal etwas „tellen“, gerade zur Orientierung oder bei weniger wichtigen Informationen. Aber wenn es darauf ankommt, wenn du etwas wirklich spürbar machen willst – dann zeig es. Denn was Leserinnen erleben, bleibt hängen. Und genau das macht gute Texte aus.
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Wer schreibt hier?
Ich bin Kerstin Salvador, zertifizierte freie Lektorin ADM (Akademie der Medien) und mit meinem Lektorat Salvador seit 2011 selbstständig.
Als Lektorin kümmere ich mich darum, Fach- und Sachbüchern den letzten Schliff zu verleihen, damit sie gut lesbar sind und sich darin keine Schreibfehler als Aufmerksamkeitsvampire verstecken.
Ich kenne übrigens auch die andere Seite des Schreibtisches: Als Autorin schreibe ich Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache und übersetze auch aus dem Italienischen. Leseratte war ich schon als Kind und habe deshalb gleich nach der Schule Buchhändlerin gelernt.
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