Kolumnentitel ist ein Fachbegriff aus der Typografie. Damit ist der Text neben der Seitenzahl gemeint. Der steht entweder ganz oben auf einer Seite, kann aber auch ganz unten oder am Seitenrand stehen. Kolumnentitel kommen meist bei Fach- und Sachbüchern, Nachschlagewerken oder bei Broschüren und Magazinen vor und dienen als Kompass zur Navigation durch das Werk. Bei Romanen steht in der Regel kein Text neben der Seitenzahl. Aber auch die reine Seitenzahl ist schon ein Kolumnentitel.
Als Lektorin lege ich besonderes Augenmerk auf die Kolumnentitel, weil sich hier schnell Fehler einschleichen können. Was da so steht, welche Funktion dieser Text hat und warum der lebendig oder tot ist, erkläre ich dir in diesem Blogartikel.
Was ist ein Kolumnentitel?
Du kennst das bestimmt, wenn du in einem Nachschlagewerk schnell mal was suchst: Dann freust du dich, wenn es oben auf der Seite eine gute Orientierung gibt, wo du dich gerade befindest und damit die gesuchte Stelle schnell finden kannst. Bei einem Lexikon oder Wörterbuch findest du auf der linken Seite oben das erste Wort und auf der rechten Seite oben das letzte Wort auf der Seite. Zusammen mit dem Daumenregister am Rand wirst du so schnell fündig.
Der Begriff Kolumnentitel (ursprünglich Columnentitel) stammt noch aus der Frühzeit des Buchdrucks. Eine Kolumne ist eine Spalte oder eine Seite in einem Buch, einer Zeitung oder Zeitschrift. Und der Kolumnentitel gibt an, was auf der Seite steht. Er ist also quasi eine Seitenüberschrift. Schon die berühmte Gutenberg-Bibel von 1454 hatte Kolumnentitel. Und Gutenberg wiederum hat diese Methode aus der Kalligrafie übernommen.
Was ist ein lebender Kolumnentitel?
Ein lebender Kolumnentitel ist der Text neben der Seitenzahl. Er steht meist in der Kopfzeile, kann aber auch in der Randspalte oder in der Fußzeile stehen. Er ist dann „lebend“, wenn sich der Text verändert und dir anzeigt, in welchem Kapitel du dich gerade befindest. Auf der linken Seite oben steht die übergeordnete Hauptüberschrift oder Kapitelüberschrift und auf der rechten Seite das untergeordnete Kapitel.
Was ist ein toter Kolumnentitel?
Bei einem „toten“ Kolumnentitel ändert sich der Text neben der Seitenzahl nicht. Hier steht dann vielleicht nur der Buchtitel. Auch die reine Seitenzahl ohne Text ist ein toter Kolumnentitel, obwohl sich die Seitenzahl ja verändert.
Wusstest du, dass die Seitenzahl (= Paginierung) auf der linken Seite immer gerade und auf der rechten Seite immer ungerade ist? Auf einer linken Seite steht sie links oben oder links unten, auf einer rechten Seite rechts oben oder rechts unten. Manchmal steht sie auch auf dem Seitenrand.
Was ist der Unterschied zwischen einem lebenden und einem toten Kolumnentitel?
Fassen wir zusammen: Unter einem Kolumnentitel versteht man die Seitenzahl mit der dazugehörigen Seitenüberschrift in der Kopfzeile einer Seite in einem Buch, einer Zeitschrift oder einer Zeitung. Sie dient der Orientierung und Lesbarkeit. Ein lebender Kolumnentitel ändert sich und zeigt jeweils das Kapitel und Unterkapitel an. Auf der linken Seite steht das übergeordnete Kapitel, auf der rechten Seite das untergeordnete Kapitel. Meist ist der lebende Kolumnentitel auf der rechten Seite lebendiger und ändert sich häufiger.
Ein toter Kolumnentitel besteht entweder nur aus der Seitenzahl oder hat einen starren Text, der sich nicht ändert.
Fazit
Kolumnentitel sind der Kompass in der Navigation durch ein Buch, ein Nachschlagewerk, eine Zeitschrift, Zeitung, Katalog oder ein anderes Printprodukt. Auch ein E-Book enthält zur besseren Orientierung Kolumnentitel. Als Lektorin achte ich besonders bei lebenden Kolumnentitel darauf, dass auf der linken Seite das übergeordnete Kapitel steht und auf der rechten Seite die jeweilige untergeordnete Kapitelüberschrift. Tote Kolumnentitel sind entweder nur die Seitenzahlen oder ein Text, der sich nicht verändert. Welche Art von Kolumnentitel die bessere ist, hängt vom Werk ab. Ein Roman braucht keine lebenden Kolumnentitel, hier reicht die Seitenzahl. Besonders bei Lexika oder Nachschlagewerken ist eine gute Navigation unerlässlich für die Orientierung.
Wer schreibt hier?
Kerstin Salvador ist zertifizierte freie Lektorin ADM (Akademie der Medien) und mit ihrem Lektorat Salvador seit 2011 selbstständig. Davor war sie viele Jahre in verschiedenen Verlagen als Produktmanagerin und Lektorin für Fachbücher im Bereich erneuerbare Energien tätig.
Sie kennt auch die andere Seite des Schreibtisches: Als Autorin schreibt sie Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache und übersetzt auch aus dem Italienischen. Leseratte war sie schon als Kind und hat deshalb gleich nach der Schule Buchhändlerin gelernt.
Als Lektorin kümmert sie sich darum, Fach- und Sachbüchern den letzten Schliff zu verleihen, damit sie gut lesbar sind und sich darin keine Schreibfehler als Aufmerksamkeitsvampire verstecken.
Und was kann ich für dich tun?