
Hast du schon einmal einen Satz gelesen, der sich unnötig in die Länge zog, weil darin Wörter standen, die sich im Grunde genommen wiederholten? Dann bist du vermutlich über eine sprachliche Redundanz gestolpert.
Redundanzen schleichen sich oft unbemerkt in Texte ein. Manche klingen harmlos, andere blähen Sätze unnötig auf und erschweren das Verständnis. Besonders in Sachtexten, wissenschaftlichen Arbeiten oder Geschäftskommunikation sind sie problematisch – denn hier zählt Präzision.
Aber nicht jede Wiederholung ist schlecht. In der gesprochenen Sprache und in der Literatur können Redundanzen bewusst eingesetzt werden, um Emotionen oder Betonung zu verstärken. Doch woran erkennt man überflüssige Wortdopplungen? Und wie lassen sie sich vermeiden?
1. Was ist eine sprachliche Redundanz?
Jeder kennt sie, kaum jemand bemerkt sie sofort: sprachliche Redundanzen. Sie schleichen sich in Texte ein und machen sie unnötig lang, ohne dass sie dem Leser einen echten Mehrwert bieten. Eine Redundanz ist eine überflüssige Wiederholung von Informationen – manchmal subtil, manchmal offensichtlich.
Ein klassisches Beispiel:

Das Wort persönlich ist überflüssig – wer eine Meinung äußert, tut das ohnehin als Person. Die Kürzung auf „Ich bin der Meinung, dass…“ ändert nichts an der Bedeutung, macht den Satz aber klarer.
Doch warum nutzen wir Redundanzen so oft, und wann werden sie zum Problem?
2. Warum schleichen sich Redundanzen in Texte ein?
Redundanzen sind nicht immer nur „Fehler“, sondern oft ein natürlicher Bestandteil der Sprache. Sie entstehen aus verschiedenen Gründen:
2.1 Mündliche Sprache vs. Schriftsprache
Beim Sprechen fallen Redundanzen meist nicht auf. Wir neigen dazu, durch Wiederholungen oder Verstärkungen unsere Aussagen zu betonen oder ihnen Nachdruck zu verleihen. Im geschriebenen Text wirken sie dagegen schnell überflüssig oder umständlich.

2.2 Gewohnheit & Füllwörter
Manche Formulierungen verwenden wir so oft, dass wir sie gar nicht hinterfragen. Gerade Adjektive oder Adverbien schleichen sich oft in Sätze, ohne dass sie etwas zur Aussage beitragen.
- „das aktuelle Zeitgeschehen“ → Zeitgeschehen ist immer aktuell.
- „im Voraus planen“ → Planen geschieht immer im Voraus.
2.3 Unsicherheit beim Schreiben
Viele Schreibende fürchten, dass ihre Sätze zu simpel klingen, wenn sie zu „nackte“ Formulierungen verwenden. Um besonders gebildet oder professionell zu wirken, setzen sie dann auf aufgeblähte Formulierungen – was oft das Gegenteil bewirkt.
3. Welche Arten von Redundanzen gibt es?
Es gibt verschiedene Arten sprachlicher Redundanzen. Hier sind einige typische Beispiele:
3.1 Doppelte Bedeutungen
Hier wird ein Wort ergänzt, das die gleiche Bedeutung hat wie das vorherige.
- „weißer Schimmel“ → Ein Schimmel ist immer weiß.
- „runde Kugel“ → Kugeln sind per Definition rund.
- „alter Greis“ → Greise sind immer alt.
- „endgültige Schlussfolgerung“ → Eine Schlussfolgerung ist immer endgültig.
3.2 Überflüssige Verstärkungen
Viele Adjektive oder Adverbien sind überflüssig, weil die Bedeutung des Hauptworts oder Verbs bereits ausreicht.
- „ganz besonders wichtig“ → „wichtig“ reicht völlig aus.
- „absolut perfekt“ → Perfektion ist bereits ein Höchstmaß.
- „voll und ganz zustimmen“ → „voll zustimmen“ oder „ganz zustimmen“ genügt.
3.3 Pleonasmen in festen Wendungen
Pleonasmen sind Wortkombinationen, bei denen eine Information doppelt genannt wird.
- „unerwartete Überraschung“ → Überraschungen sind immer unerwartet.
- „am besten optimal“ → Optimal bedeutet bereits „das Beste“.
- „zusammen kollabieren“ → Kollabieren bedeutet bereits „zusammenbrechen“.
- „kürzeste Minimaldauer“ → Minimal bedeutet bereits „kürzestmöglich“.
3.4 Informationsdoppelungen in Sätzen
Manchmal wiederholt sich eine Aussage in einem Satz, ohne dass es auffällt.

4. Wann sind Redundanzen problematisch?
Nicht jede Redundanz ist gleich ein „Fehler“, aber oft erschweren sie die Lesbarkeit. Besonders in Fach- und Sachtexten sollte man unnötige Wiederholungen vermeiden.
4.1 Sie machen Texte unnötig lang.
Lange Formulierungen ohne Mehrwert verlängern Texte künstlich. Das ist besonders in wissenschaftlichen Arbeiten oder journalistischen Artikeln problematisch.
4.2 Sie können den Lesefluss hemmen.
Wenn ein Satz unnötig kompliziert ist, müssen Leser länger darüber nachdenken. Ein klarer, präziser Satz ist verständlicher.
4.3 Sie wirken unprofessionell.
Gerade in geschäftlichen oder akademischen Texten sollte man präzise formulieren. Zu viele Redundanzen können den Eindruck vermitteln, dass der Autor umständlich schreibt.
5. Wann sind Redundanzen erlaubt – oder sogar nützlich?
Nicht immer sind Redundanzen schlecht. In bestimmten Kontexten können sie hilfreich sein:
- In der gesprochenen Sprache – zur Betonung oder als rhetorisches Stilmittel.
🗣 „Ich war wirklich, wirklich beeindruckt!“ - In der Literatur – um Stimmungen oder Emotionen zu verstärken.
✍️ „Und plötzlich war sie weg. Einfach so. Von einem Moment auf den anderen.“ - Wenn Wiederholungen Klarheit schaffen – besonders in Anleitungen oder Lehrbüchern.
📖 „Vergewissern Sie sich, dass der Netzstecker aus der Steckdose gezogen ist, bevor Sie das Gerät öffnen. Ziehen Sie den Stecker aus der Steckdose!“
6. Fazit & praktische Übung
6.1 Prägnanz statt Wortfülle
Oft gilt: Weniger ist mehr. Ein prägnanter Satz ist klarer, verständlicher und oft überzeugender als eine umständliche Formulierung.
6.2 Texte bewusst überarbeiten
Beim Korrekturlesen gezielt nach Redundanzen suchen: Gibt es Wörter oder Phrasen, die überflüssig sind? Kann der Satz präziser formuliert werden?
6.3 Übung:
Nimm einen eigenen Text und markiere Redundanzen. Versuche, die Sätze zu straffen. Beispiel:

Viel Spaß beim Entschlacken deiner Texte! 😊
6.4 Bonus-Frage für die Leserinnen und Leser:
Welche Redundanzen fallen dir immer wieder auf? Schreib sie in die Kommentare!
Sprachliche Redundanzen sind nur eine von vielen Stolperfallen beim Schreiben. Wenn du möchtest, dass dein Text nicht nur fehlerfrei, sondern auch präzise und stilistisch klar ist, unterstütze ich dich gerne mit einem professionellen Lektorat oder Korrektorat.

Wer schreibt hier?
Ich bin Kerstin Salvador, zertifizierte freie Lektorin ADM (Akademie der Medien) und mit meinem Lektorat Salvador seit 2011 selbstständig.
Als Lektorin kümmere ich mich darum, Fach- und Sachbüchern den letzten Schliff zu verleihen, damit sie gut lesbar sind und sich darin keine Schreibfehler als Aufmerksamkeitsvampire verstecken.
Ich kenne übrigens auch die andere Seite des Schreibtisches: Als Autorin schreibe ich Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache und übersetze auch aus dem Italienischen. Leseratte war ich schon als Kind und habe deshalb gleich nach der Schule Buchhändlerin gelernt.
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