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Frankfurter Buchmesse 2023 – meine persönlichen Messeerlebnisse

Endlich wieder Frankfurter Buchmesse! In diesem Jahr jährt sich die Buchmesse in Frankfurt zum 75. Mal. Ich erinnere mich noch wie gestern an meinen ersten Buchmessebesuch 1990, damals noch mit der Buchhändlerklasse. Unsere umtriebige Fachkundelehrerin Frau Rohrmoser führte uns angehende Buchhändler*innen in die heiligen Hallen ein und vermittelte uns viel Hintergrundwissen. Seitdem habe ich die Buchmesse unzählige Male besucht und aus verschiedensten Berufen und Positionen erlebt: als Buchhändlerin, als Verlagsmitarbeiterin mit Messestandbetreuung, für einen italienischen Fremdsprachenverlag in den internationalen Hallen mit Schwerpunkt Lizenzgeschäfte und schließlich als freiberufliche Lektorin, Autorin und Übersetzerin. Der Buchbranche bin ich immer treu geblieben, nur die Perspektive hat sich geändert.

Jede*r erlebt die Messe anders. Eine schöne Aktion in diesem Jahr war „75 Times – 75 Stories“. 75 Akteure aus der Buchbranche erzählen ihre persönliche Buchmessegeschichte. Damit wird die Vielseitigkeit der Buchbranche so greifbar. Das hat mich inspiriert, in diesem Blogartikel von meinen persönlichen Messeerlebnissen zu berichten. Ich empfinde die Buchbranche als ein großes Miteinander und fühle mich seit vielen Jahren hier sehr zu Hause. Es ist ein großes Sehen und gesehen werden, mit viel Austausch und Kommunikation und immer wieder überraschenden Begegnungen am Rande. Die meisten meiner Verlagsjobs ergaben sich auf der Buchmesse. Komm mit und begleite mich durch die Messhallen!

Begegnungen und Messetalk

Für mich war es der erste Buchmessebesuch in Frankfurt nach der Pandemie. Die Leipziger Buchmesse im Frühjahr ist für mich von Berlin aus immer leichter erreichbar und ich kann bequem morgens hin und am Abend wieder zurückfahren. In Frankfurt gestaltet sich das schon aufwendiger. Da bedarf es mindestens eine Übernachtung, was zu Buchmessezeiten sehr kostspielig ist. Über airbnb konnte ich etwas außerhalb von Frankfurt eine preisgünstigere Übernachtungsmöglichkeit finden und der Flixtrain brachte mich für wenig Geld ans Ziel. Besonders gefreut habe ich mich, dass ich in diesem Jahr erstmals als Bloggerin akkreditiert wurde und mit einem Presseausweis kostenfrei die Buchmesse besuchen konnte. So viel zu meinen Tipps, die Buchmesse low budget zu besuchen.

Der erste Messerundgang war noch ohne Termine. Einfach durch die Messehallen streifen, Neues entdecken, in Büchern blättern, an der ein oder anderen Veranstaltung stehen bleiben, Bekannten und ehemaligen Kolleg*innen an den Ständen „Hallo“ sagen und Messetalk pflegen. Während der Fachbesuchertage sind die Gänge noch wunderbar leer und es ist ein sehr entspanntes Ankommen. Alle sind noch wach und aufnahmefähig und freuen sich über ein Wiedersehen.

In diesem Jahr ist Slowenien Gastland und ich statte dem Ehrengastpavillon einen Besuch ab. Im Sommer haben wir von Italien aus einen Ausflug nach Slowenien gemacht und sind am Fluss Soča und in den Bergen gewandert. So kann ich eine persönliche Brücke schlagen.

Vor der Messe hatte ich Bedenken, ob es klug sei, in diesen fürchterlichen Krisen- und Kriegszeiten eine friedliche Massenveranstaltung wie die Buchmesse zu besuchen. Die Angst vor Anschlägen schwingt immer mit. Etwas beruhigt haben mich die Sicherheitsvorkehrungen und die Polizeipräsenz am Rande.

KI – ein großes Thema auf der Buchmesse

ChatGPT, KI und Urheberrechtsfragen waren in diesem Jahr große Themen auf der Buchmesse, zu denen es zahlreiche Veranstaltungen gab. Drei davon habe ich besucht. Besonders beeindruckt hat mich die Informatikprofessorin Katharina Zweig. Sie sprach darüber, wo Algorithmen überall in unser Leben eingreifen und wir uns dessen oft gar nicht bewusst sind. In sehr eindrücklichen Beispielen zeigte sie Fälle auf, in denen falsche Entscheidungen getroffen wurden, weil sich die KI geirrt hat und Menschen sich blind auf sie verlassen haben. Ein kritisches Hinterfragen sei wichtig, erklärte sie. Wir müssen verstehen lernen, wie Algorithmen arbeiten und worauf wir achten müssen. Damit wir die KI richtig einsetzen können und sie uns nützt und nicht sie letztlich über unser Leben bestimmt. Ihr neues Buch „Die KI war’s! Von absurd bis tödlich: Die Tücken der künstlichen Intelligenz“ habe ich mir schon bestellt und will es lesen.

Im Forum Bildung ging es um generative KI in Verlagen und um Urheberrecht. Wie können sich Verlage sicher sein, dass Manuskripte auch wirklich von den Autor*innen oder Übersetzer*innen erstellt wurden und dass sie auch die Rechte daran besitzen? Und wie können Autor*innen sicher sein, dass ihr geistiges Eigentum nicht im Topf von ChatGPT & Co. landet und mannigfach reproduziert wird, ohne dass sie dafür honoriert werden? Wie können Verlage sich beispielsweise bei Vorschau- und Pressetexten durch ChatGPT helfen lassen, ohne geistiges Eigentum zu verletzen? Über die Nutzung von KI und Urheberrechte wird noch viel diskutiert werden müssen und es braucht dazu klare Regelungen.

Bei der dritten Veranstaltung Deutsch als Fremd- und Zweitsprache im Beruf – Was kann KI? diskutierten Dr. Moritz Dittmeyer, Referent für Künstliche Intelligenz beim Goethe-Institut, Prof. Dr. Marion Grein, Leiterin des Masterstudiengangs Deutsch als Fremdsprache und Dr. Matthias Jung vom Fachverband Deutsch als Fremd- und Zweitsprache darüber, wie KI für den Spracherwerb für Fachkräfte aus dem Ausland sinnvoll eingesetzt werden kann, damit sie schnell und berufsbezogen die deutsche Sprache beherrschen.

„Meine Buchbabys“ auf der Buchmesse

Hauptanlass ist natürlich ein Besuch meiner „Buchbabys“ an den verschiedenen Verlagsständen, die ich lektoriert habe und der persönliche Kontakt zu Kund*innen und Auftraggeber*innen, mit denen ich oftmals auch freundschaftlich verbunden bin. So zum Beispiel mit Hanh NguyenSchwanke, der Verlegerin des HORAMI Verlags, für die ich zwei Kinderbücher lektoriert habe. Mit ihr habe ich anlässlich des Erscheinungstermins von „Wünsche“ ein Interview geführt: Interview mit Hanh Nguyen-Schwanke, Verlegerin des HORAMI Verlags . Wir sprachen über den nächsten geplanten Titel und ich freue mich schon sehr auf die weitere Zusammenarbeit mit dem HORAMI-Team.

In den internationalen Hallen finde ich am Stand der ELi Publishing Group einige meiner Sprachlehrwerke, an denen ich als Autorin beteiligt war: Alle an Bord und Wunderbar! Deutsch für Kinder. Leider hatten sie in diesem Jahr nicht viele Bücher am Stand ausgestellt, aber im aktuellen Verlagskatalog für DaF finde ich einige andere lieferbare Lektüren, Zeitschriften und Lernmaterialien, an denen ich mitgewirkt habe. Mit Simona und Vittorio plaudere ich über die neuesten Entwicklungen und Planungen und bestelle viele Grüße an die Kolleg*innen in der Redaktion, mit denen ich seit zwölf Jahren eng zusammenarbeite.

Mit Simona Franzoni am ELi-Stand. An dem mehrbändigen Sprachlehrwerk „Alle an Bord“ war ich als Autorin beteiligt

Am Stand von Langenscheidt, inzwischen eine Marke von Pons, sind nur noch wenige Bücher ausgestellt, aber im Katalog finde ich den zweibändigen Sprachkurs Italienisch für Faule, den ich mit meiner Freundin und Kollegin Silvana Brusati zusammen geschrieben habe. Eine Zusammenarbeit, an die ich mich noch sehr gerne erinnere. Wir haben als eingespieltes Autorinnenteam schon einige Bücher zusammen geschrieben und ich habe große Lust, mit ihr an einem neuen Projekt zu arbeiten.

Unser zweibändiger Sprachkurs Italienisch für Faule von Silvana Brusati und mir ist immerhin noch im Langenscheidt-Katalog bestellbar

Besonders gefreut habe ich mich über das Treffen mit Ulf Sundermann, dem Programmleiter vom Hüthig Verlag, und seiner Mitarbeiterin Sarah Horn. Für sie arbeite ich gerade am vierten Titel, für den ich neben dem Lektorat das komplette externe Projektmanagement übernehme. Es ist eine sehr angenehme Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Dieses Treffen ist unser erstes persönliches Treffen und es war sehr schön, mit den beiden live zu plaudern.

Netzwerk- und Verbandsveranstaltungen auf der Buchmesse

Als freiberufliche Lektorin, Autorin und Übersetzerin ist Netzwerken das A und O. Mit Beginn meiner Selbstständigkeit 2011 bin ich in den Verband der freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL) eingetreten und empfinde den Austausch mit Kolleg*innen als ungemein hilfreich. Regelmäßig nutze ich das Weiterbildungsangebot und mag es sehr, vernetzt zu lernen.

Mittwochabend haben wir uns vom VFLL zum Abendessen getroffen und es war schön, dabei auch Kolleg*innen außerhalb der eigenen Regionalgruppe live zu treffen. Es war ein munterer Austausch und ein freudiges Wiedersehen.

Am neu gestalteten Messestand des VFLL gab es zwei neue Publikationen: das Handbuch Übersetzungslektorat, entstanden in Kooperation mit dem Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ), und den Leitfaden Freies Lektorat. Zum Handbuch Übersetzungslektorat gab es zusammen mit den Literaturübersetzer*innen des VdÜ am Donnerstag in Halle 4.1 eine Podiumsdiskussion, bei der es um die nicht immer einfache Zusammenarbeit zwischen Übersetzer*innen und Lektor*innen ging. Auf dem Podium diskutierten die Übersetzungslektorin und Preisträgerin der Leipziger Buchmesse Johanna Schwering, Katharina Herzberger und Tobias Scheffel.

Morgens von 10–11 Uhr gab es für Autorinnen und Autoren am Messestand eine Lektoratssprechstunde, bei der sie mit professionellen Lektorinnen und Lektoren über ihr Buchprojekt sprechen und konkrete Fragen stellen konnten.

Außer im VFLL bin ich auch bei den BücherFrauen e. V., dem deutschen Ableger des internationalen Netzwerks Women in Publishing (WiP) – und das schon seit 2007. Die BücherFrauen sind ein Branchennetzwerk von rund 900 Frauen aus allen Berufssparten, die etwas mit Büchern zu tun haben – egal ob in Verlagen, Buchhandlungen, Bibliotheken, Institutionen oder im eigenen Büro.

In diesem Jahr wurde bei der Leseinsel der unabhängigen Verlage unsere ehemalige Vorsitzende Jana Stahl als BücherFrau des Jahres für ihr unermüdliches Engagement für die gesamte Buchbranche und uns Frauen posthum nominiert. Die Laudatio hielt die Pressesprecherin der BücherFrauen Inka Bankwitz.

Nach der Preisverleihung auf der Buchmesse sind wir BücherFrauen am traditionellen Messedonnerstag Essen gegangen. Ich habe den Abend mit den Kolleginnen und intensiven Gesprächen sehr genossen.

Auch in diesem Jahr haben Barbara Neeb und Katharina Schmidt wieder einen Messerundgang „Frauen gehen in Führung“ für die BücherFrauen organisiert. Dieses Mal ging es zu Gabriele Swiderski, der Verlegerin des Jumbo Verlags, Rebecca Pager, der Leiterin Unternehmenskommunikation bei der Penguin Randomhouse Unternehmensgruppe, Pascalina Murrone, der Programmleitung Belletristik bei HarperCollins und Melina Nußhag, der Filialleiterin bei Thalia in Homburg. Sie berichteten uns sehr offen über ihren Werdegang und die Stationen, die sie in ihre Führungspositionen brachten.

Am Freitagnachmittag, als sich die Messehallen mit Privatbesucher*innen füllten, war es Zeit für mich, in den Zug zu steigen und den Heimweg anzutreten. Schnell bildeten sich an den Eingängen zu Halle 3 lange Warteschlangen und das Publikum schob sich Schulter an Schulter durch die Gänge. Für mich der pure Horror! Ich bekomme bei Massenveranstaltungen leicht Beklemmungsgefühle und würde niemals am Wochenende die Buchmesse besuchen. Im Zug habe ich meine Messeerlebnisse in Ruhe Revue passieren lassen und gebloggt.

Was war dein schönstes Messeerlebnis? Wo haben sich unsere Wege gekreuzt? Verrate es mir gerne im Kommentar!


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2 Antworten

  1. Wie schön, Deinen Bericht zu lesen, liebe Kerstin. Ich wollte die Buchmesse besuchen, hatte mir Zugticket und Eintrittskarte bereits gekauft und dann bekam ich eine Rotznase und hab‘ mir die Reise verkniffen. Dann eben ein anderes Mal. Danke für Deinen wunderbaren Einblick.

    Liebe Grüße,
    Marita

  2. Oh, wie schade, dass du vorher krank geworden bist. Ich hoffe, du bist inzwischen wieder gesund. Der Klassiker ist, nach der Buchmesse krank zu sein, bei den vielen Menschen und zugigen Messehallen. Ich empfehle dir die Leipziger Buchmesse im Frühjahr.

    Liebe Grüße
    Kerstin

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