Ist dein Blogartikel, Newsletter oder Websitetext endlich fertig, möchtest du ihn natürlich so schnell wie möglich online stellen. Aber Vorsicht: Vorher solltest du ihn unbedingt noch einmal gründlich Korrektur lesen und den Text auf Rechtschreibung und Grammatik überprüfen. Außerdem kannst du jetzt noch einmal an einigen Sätzen feilen. In diesem Artikel verrate ich dir ein paar Tricks und gebe dir Tipps, wie du dabei am besten vorgehst und worauf du achten solltest. Natürlich kannst du sie für alle Arten von Texten anwenden, für Buchmanuskripte empfehle ich dir aber unbedingt ein professionelles Lektorat.
Dieser Blogartikel ist mein Beitrag zur Blogparade „Kill your darlings“ von Daniela Pokorny, die dazu aufruft, über Tipps fürs Überarbeiten von Texten zu schreiben. Dem komme ich als Lektorin sehr gerne nach.
„Kill your Darlings“ ist ein häufiger Ratschlag an Autor*innen, sich von liebgewonnenen Sätzen, Ausschweifungen oder Informationen zu trennen, wenn sie nicht zwingend relevant für den Text sind. Zu lange Sätze und überflüssige Informationen machen den Text schwerfällig. Weniger ist mehr und es ist wichtig zu straffen, auch wenn es schwerfällt.
Ich beschränke mich in diesem Artikel eher auf das Korrigieren, also das Beseitigen von Vertippern, Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Was der Unterschied zwischen Lektorat und Korrektorat ist, erkläre ich in diesem Blogartikel.
1. Leg den Text weg und schlaf eine Nacht drüber
Du solltest deinen Text nicht am Tag der Fertigstellung Korrektur lesen. Unsere Gedanken brauchen mindestens einen Tag Abstand, um sich von dem Text zu lösen. Vorher bist du zu sehr mit dem Inhalt beschäftigt, daher sind deine Augen blind für Vertipper. Am nächsten Tag entdeckst du eher den einen oder anderen Fehler.
2. Vier Augen sehen mehr als zwei
Sicherlich hast du schon einmal vom Vier-Augen-Prinzip gehört. Vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei. Such dir eine zweite Person, die deinen Text gegenliest und auf Fehler korrigiert. Oder schließe dich mit einem Schreib-Buddy zusammen und lest eure Texte und Blogartikel gegenseitig Korrektur. Das ist Gold wert!
3. Nutz ein Rechtschreibkorrekturprogramm
Nutz eines der üblichen Rechtschreibkorrekturprogramme, wie die Korrekturfunktion in Word, den Duden-Mentor, LanguageTool oder TextShine (es gibt bestimmt auch noch einige mehr). Sie ersetzen kein professionelles Lektorat für ein Buch, aber bei kürzeren Texten weisen sie dich recht zuverlässig auf Rechtschreib- und Grammatikfehler hin und helfen, die auffälligsten Fehler zu finden.
4. Verwende die Funktion „Suchen und Ersetzen“
Kennst du in Word die Funktion „Suchen und Ersetzen“? Damit kannst du zum Beispiel doppelte Leerzeichen suchen und durch ein Leerzeichen ersetzen. Die Suchfunktion hilft auch beim
- Vereinheitlichen von Schreibweisen (einheitliche Verwendung von „Kann-Optionen“ im Duden)
- Überprüfen, ob gefundene Fehler ein zweites Mal auftauchen
- Überprüfen des Layouts
- Suchen von „Lieblingsfehlern“, die immer wieder vorkommen
5. Lies dir deinen Text laut vor
Das ist ein einfacher, aber sehr effektiver Trick, den ich selbst oft anwende. Beim laut Vorlesen wirst du feststellen, welche Sätze noch holprig sind und wo sich Fehler verstecken.
6. Lang-sam le-sen!
Das ist am Anfang vielleicht ein bisschen ungewohnt und mag dir albern vorkommen, aber je langsamer du die Sätze und Wörter liest, also wirklich Silbe für Silbe, umso eher fallen dir zum Beispiel fehlende Worte und falsche Wortendungen auf.
7. Den Text rückwärts lesen
Hilfreich ist auch, den Text seiten- oder absatzweise Wort für Wort rückwärts zu lesen. So nimmst du die tatsächlich dastehenden Buchstaben besser wahr und lässt dich nicht durch den längst bekannten Inhalt ablenken.
8. Druck dir den Text aus
Das Korrekturlesen am Bildschirm ist wesentlich anstrengender und fehleranfälliger als das Lesen auf Papier. Mein Tipp: Druck den Text aus, das verändert die Perspektive und macht dich aufmerksamer für Fehler. Das Auge liest auf Papier ganz anders und entdeckt leichter Vertipper, fehlende Wörter, Buchstaben oder Wortdoppelungen. Mit dem Stift kannst du besser an Sätzen feilen, durchstreichen oder Absätze umstellen.
9. Mit Lineal lesen
Zum Korrekturlesen kann ein Lineal eine gute Lesehilfe sein, weil du dich immer nur auf eine Zeile konzentrierst.
10. Verfremde den Text
Wenn du zu lange an einem Text gearbeitet hast, stellt sich nach einer Weile eine gewisse Blindheit für die Details ein. Du kannst deine Augen austricksen, indem du zum Beispiel den Schrifttyp oder die Schriftgröße änderst. Probiers mal aus!
11. Denk nicht an den Inhalt
Denk beim Korrekturlesen nicht über die Wortbedeutung nach, sonst verlierst du die nötige Distanz. Du siehst dann, was du sehen möchtest und nicht mehr das, was da wirklich steht.
12. Lies deinen Text mehrfach
Du findest bei einem Durchlauf nicht alle Fehler. Meist sind zwei, drei und mehr Korrekturdurchgänge notwendig. Konzentriere dich bei jedem Durchlauf auf einen anderen Schwerpunkt:
- Rechtschreibung
- Silbentrennung
- Typografie
- Punkt- und Kommasetzung
- Überschriften
13. Verändere die eigene Position
Verändere die eigene Position und lies den Text an einem anderen Ort Korrektur, an dem du ihn geschrieben hast. Setz dich an einen anderen Tisch, wechsle das Zimmer, steh auf oder setz dich aufs Sofa. Das hat den Effekt: Veränderung erzeugt mehr Aufmerksamkeit.
14. Lies die Überschriften separat
Lies die Überschriften separat, denn hier entgehen uns beim Korrekturlesen tatsächlich häufig Fehler. Je größer und sichtbarer, umso fehleranfälliger. Ist wirklich so. Konzentriere dich bei einem deiner Korrekturdurchgänge nur auf die Überschriften.
Foto (oben) von Philine Bach
Wer schreibt hier?
Ich bin Kerstin Salvador, zertifizierte freie Lektorin ADM (Akademie der Medien) und mit meinem Lektorat Salvador seit 2011 selbstständig.
Als Lektorin kümmere ich mich darum, Fach- und Sachbüchern den letzten Schliff zu verleihen, damit sie gut lesbar sind und sich darin keine Schreibfehler als Aufmerksamkeitsvampire verstecken.
Ich kenne übrigens auch die andere Seite des Schreibtisches: Als Autorin schreibe ich Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache und übersetze auch aus dem Italienischen. Leseratte war ich schon als Kind und habe deshalb gleich nach der Schule Buchhändlerin gelernt.
Hier kannst du mit mir in Kontakt treten und mehr über mich und meine Angebote erfahren:
4 Responses
Liebe Kerstin,
vielen Dank für deinen tollen Beitrag zur Blogparade! Es ist immer wieder inspirierend, von anderen Profis zu lernen und neue Tipps zu entdecken. Besonders gut haben mir deine Hinweise gefallen, den Text mit einem Lineal zu lesen und ihn rückwärts durchzugehen. Diese Ansätze sind super hilfreich, um Fehler aufzuspüren und den Text zu optimieren.
Liebe Grüße
Daniela
Vielen Dank, liebe Daniela, für dieses schöne Blogparadenthema, zu dem ich sehr gerne einen Blogartikel geschrieben habe. Hat Spaß gemacht, ein paar Tipps weiterzugeben.
Herzliche Grüße
Kerstin
Liebe Kerstin,
toller Beitrag. Deine Anregungen, einen Text auch mal rückwärts oder mit einem Lineal zu lesen, kannte ich noch nicht! Das werde ich unbedingt ausprobieren. Ich bin gespannt auf weitere Beiträge von dir. Wenn du magst, schau doch mal bei mir vorbei – ich habe auch einige Tipps zu dieser Blogparade beigesteuert. 🙂
Herzliche Grüße
Christine
Liebe Christine,
ich danke dir sehr für deinen Kommentar und habe gleich mal bei dir geschaut, mich mit dir vernetzt und auch deinen tollen Beitrag kommentiert.
Ich freue mich, nun öfter von dir zu lesen!
Herzliche Grüße
Kerstin