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Was ist historisches Präsens und wofür verwende ich es?

Historisches Präsens? Schonmal gehört? In diesem Artikel verrate ich dir, was das ist und wie du damit deine Texte lebendiger gestalten kannst. Es eignet sich für Erzählungen von Vergangenem – zum Beispiel deinen Monatsrückblick. Ein raffiniertes Stilmittel, mit dem du deine Leser*innen unmittelbar ins Geschehen holst, als seien sie dabei gewesen.

Historisches Präsens – Was ist das?

Schon wieder ist ein Monat vorbei. Zeit, einen Monatsrückblick zu schreiben. Gerade beim Verbloggen von Rückblicken ist das historische Präsens ein interessantes Stilmittel, um unseren Leser*innen das Erzählte bildlicher vor Augen zu führen.

Das historische Präsens trägt seinen Namen von Geschichtsbüchern und historischen Erzählungen:

  • Im Jahr 1789 bleibt in Frankreich nichts, wie es war. […] Das Volk nimmt sein Schicksal selbst in die Hand und kämpft für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. (aus: www.planet-wissen.de)

Das macht historische Sachverhalte für die Leser*innen begreifbarer und holt sie näher in die Gegenwart.

Vergangenes nicht nur im Präteritum oder Perfekt erzählen

Um über Ereignisse in der Vergangenheit zu erzählen, stehen uns verschiedene Vergangenheitsformen zu Verfügung: das Präteritum, das Perfekt oder das Plusquamperfekt. Ich ging ins Museum. Ich habe ein Konzert besucht. Ich fragte meine Freundin, ob sie mitkommt, aber sie hatte keine Zeit.

Viele meinen, dass es eleganter oder literarischer klingt, wenn sie in ihren Texten das Präteritum wählen. Aber mal ehrlich, das klingt doch ganz schön gestelzt. So würden wir auch nicht sprechen. Gerade in Erzählungen von Vergangenem darf es ruhig etwas lebendiger sein. Sonst verlieren wir unsere Leser*innen schnell.

Beispielsatz im Präteritum
Klingt im Präteritum ein bisschen leblos, oder?
Beispielsatz im historischen Präsens
Im historischen Präsens sind auch unsere Leser*innen gleich mit dabei.

Der Trick ist, zu Beginn den Zeitraum zu definieren (letzten Sonntag, im vergangenen Monat). Danach ist die Sache klar und wir können problemlos im Präsens weitererzählen. So wie wir das auch im Mündlichen tun würden.

Das Präsens, ein wahrer Alleskönner

Das Präsens ist ein wahrer Alleskönner. Wir können damit nicht nur die Gegenwart ausdrücken, sondern im Grunde genommen alles: Ereignisse in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Das Präsens kann bei Erzählungen eigentlich immer angewendet werden. Gerade in der gesprochenen Sprache und in Texten, die lebendig klingen sollen. So wie in Rückblicken.

  • für Vergangenes: Monatsrückblick Juni. Dieser Monat ist für mich … Ich erlebe ihn … Ich treffe mich mit … Aus dem Kontext wird der Zeitpunkt definiert. Daraus wird deutlich, dass sich das Erlebte in der Vergangenheit ereignet hat.
  • für die Gegenwart: Ich trinke einen Kaffee. Ich telefoniere mit meiner Freundin.
  • für die Zukunft: Morgen früh bringe ich das Kind in die Kita. Danach fahre ich nach Hause und schreibe an meinem Blogartikel weiter.
  • für allgemein Gültiges: Bitte einsteigen. Die Türen schließen selbsttätig.

Weitere Präsensformen

Neben dem historischen Präsens gibt es noch zwei andere Präsensformen: das szenische Präsens und das epische Präsens.

Das szenische Präsens verwenden wir im Mündlichen, zum Beispiel bei einem Telefonat.

  • Gestern treffe ich Paul. Da sagt er mir, dass Marie am Sonntag mit den Kindern kommt.
  • Super, dann können wir ja grillen.

Hier haben wir Vergangenes, Zukünftiges und eine allgemeine Aussage im Präsens. Trotzdem ist klar, wann es geschieht. Das ist zwar umgangssprachlich, aber ein Stilmittel, das wir durchaus anwenden können.

Das epische Präsens finden wir in literarischen Texten, die im Präteritum erzählt sind, wenn plötzlich ein Ereignis eintritt und die Erzählung plötzlich ins Präsens schwankt, um Spannung zu erzeugen. Das ist ein bewusst eingesetzter Tempuswechsel.

  • Ich lief durch die hohe Sommerwiese, der warme Sommerwind strich über meine Arme. Da springt plötzlich ein Reh auf und rennt weg.

Fazit

Verwende bei Erzählungen von Vergangenem ruhig auch mal die Präsensform. Spiele damit. Wenn du zu Beginn deines Rückblicks deutlich machst, wann sich das Geschehene ereignet hat, kannst du problemlos im Präsens weitererzählen. Das macht deinen Bericht lebendiger.

8 Antworten

  1. Dieser Weg, meine Leser:innen mitzunehmen und direkt in meine Geschichte hineinzuziehen, ist bei mir innerlich unter „Reportage-Präsens“ verbucht 🙂
    Wusste nicht, dass es dafür einen, Fachbegriff gibt. Oder gar mehrere. Wieder was gelernt! Danke dafür!

  2. Liebe Kerstin,
    was ein super nützlicher Artikel. In allen Rückblicken, vor allem in meinen Monatsrückblicken, da bin ich noch gar nicht drauf gekommen. Ich werde mir diesen Artikel als Erinnerung abspeichern! Etwas gestutzt habe ich, als ich las: Sonntag ist ein entspannter Tag (und dann weiter im Präsens) ich hätte gedacht, es müsse so ähnlich heißen wie: Es ist Sonntag. … Nun ja, ich muss mich noch etwas daran gewöhnen… Und im Monatsrückblick reicht es fast, in der Überschrift den Zeitpunkt zu nennen: Monatsrückblick April oder im April leite ich ein Seminar usw? Jedenfalls danke für den tollen Beitrag! LG Michaela

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, liebe Michaela. Freut mich, wenn mein Artikel hilft. Der Einsatz hängt natürlich vom eigenen Sprachstil und auch der Textart ab. Aber man kann sehr schön damit spielen und einfach mal probieren.
      Liebe Grüße
      Kerstin

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