E-Book zum Download "So korrigierst du deine eigenen Texte wie ein Profi!" (für 0 €)
Werbung auf LKW: Azubi's gesucht mit falschem Apostroph
Hier bitte keinen Apostroph setzen!

In dieser Anleitung verrate ich dir in sieben Schritten, was es mit dem Mysterium Apostroph auf sich hat und woher die weit verbreitete Verunsicherung kommen könnte. Im Grunde gibt es nur drei einfache Regeln dafür zu beachten. Also ganz easy.

Haste mal ‘nen Tipp für mich? Na klar, sehr gerne!

Der Apostroph – Was ist das für ein Zeichen?

Der Apostroph ist ein Auslassungszeichen und steht für einen Buchstaben, der weggelassen wurde. Manchmal auch mehrere. Eigentlich ganz einfach, aber woher kommt dann die große Verunsicherung, die dazu führt, dass uns im Alltag auf Schildern, Plakaten, Speisekarten und Texten aller Art so fantasievoll deplatzierte Apostrophe begegnen? Es gibt sogar eine eigene Internetseite http://www.deppenapostroph.info/, dessen Betreiber es sich auf die Fahnen geschrieben hat, mit gesammelten Fotobeiträgen und Erklärungen dazu dem Spuk ein Ende zu bereiten. Bisher leider ohne Erfolg.

Der Apostroph im Englischen

Viele denken beim Apostroph vermutlich ans Englische und sind sich dort schon nicht ganz sicher, wann der verflixte Apostroph ans Ende kommt und wann er das „s“ abtrennt und versuchen es im Deutschen irgendwie zu machen. Schauen wir uns deshalb zuerst mal an, wofür der Apostroph im Englischen steht.

Zum einen kennzeichnet der englische Apostroph bei zusammengezogenen Wörtern einen fehlenden Buchstaben.

Der Apostroph im Englischen auf Schultafel
Der Apostroph im Englischen

So weit, so klar. Zum anderen gibt es da die Sache mit dem Genitiv-s. Im Englischen wird das Genitiv-s immer mit einem Apostroph angehängt. Achtung schon mal vorweg: Nicht so im Deutschen!

Genitiv-s auf Schultafel
Im Deutschen steht das Genitiv-s ohne Apostroph

                                                              

Seit der Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung kann zwar auch im Deutschen zur Hervorhebung von Namen ein Apostroph verwendet werden. Allerdings nur, wenn der Name davor durch das angehängte „s“ missverständlich wird:

Wer es genauer wissen will, wie der Apostroph im Englischen verwendet wird, findet ganz unten einen Exkurs dazu. Da gibt es nämlich ganz schön viele Regeln. Zum Glück ist es im Deutschen nicht so kompliziert!

Das Gute daran ist: Im Deutschen ist es nicht ganz so kompliziert!

So kompliziert wie im Englischen ist das mit dem Apostroph im Deutschen zum Glück nicht. Im Grunde genommen gibt es nur drei Fälle, wo ein Apostroph hingehört. Wenn du dir die merkst, bist du auf der richtigen Seite. Alle anderen kannst du getrost vergessen.

Regel 1: Einen Apostroph kannst du dort setzen, wo das Pronomen „es“ zu „s“ verkürzt wird.

Musst du aber nicht.

Beispiele:

Im Schweizerischen bitte ohne Apostroph!

Regel 2: Einen Apostroph kannst du setzen, wenn du einen unbestimmten Artikel „ein/eine“ zu „n“ verkürzt

So sprechen wir häufig, aber beim Schreiben passieren hier viele Fehler.

Beispiele:

Die wenigsten wissen, wofür hier der Apostroph steht und verwenden ’nen völlig willkürlich.

Merk dir deshalb:

Mit dieser Regel kannst du schon richtig punkten 😉

Regel 3: Setze einen Apostroph, wenn Namen, die auf einen s-Laut enden, im Genitiv stehen

Also Namen mit der Endung s, ss, ß, tz, z, x und ce, wenn sie im Genitiv stehen.

Den Apostroph setzt du in diesem Fall aber nicht irgendwo hin, sondern ans Ende.

Beispiele:

Durch einen Apostroph kannst du auch Buchstabengruppen ersetzen, wie in diesen Beispielen:

Und das waren auch schon die drei Regeln, wo du im Deutschen einen Apostroph setzen kannst oder musst. War doch gar nicht so schwer, oder? In allen anderen Fällen lass ihn bitte weg.

Schweizerische Besonderheiten beim Apostroph

Ich wurde gebeten, auch die schweizerischen Besonderheiten beim Apostroph mit zu erwähnen. Aber gerne doch! Im Schweizerdeutschen markierte der Apostroph ursprünglich mal die Auslassung eines Vokals. Beispiel „zu Nacht“: „z’Nacht“ oder „Z(e)Nacht“. Diese Form ist aber auch im Schweizerdeutschen heute nicht mehr gebräuchlich, auch nicht in Mundarttexten. Das weggefallene u oder e wird auch im Dialekt nicht gesprochen, daher kannst du auch hier einfach Znacht schreiben.

Zur Typografie des Apostrophs

In den allermeisten Fällen kannst du den Apostroph also getrost vergessen und einfach weglassen. Er verstümmelt Wörter und stört beim Lesen.

Wenn du ihn setzt, achte darauf, das richtige Apostroph-Zeichen zu verwenden. Es wird nämlich oft mit anderen Zeichen verwechselt.

Der richtige Apostroph hat die Form einer 9, ein Punkt mit einem Komma dran:    

Schultafel mit Apostroph-Shortcut
Mit diesen Shortcuts erzeugst du einen Apostroph

Je nach Schrift kann der Apostroph auch so aussehen:

Apostroph in verschiedenen Schriften auf Schultafel
So kann der Apostroph in verschiedenen Schriften aussehen

Beispiele, wo kein Apostroph hingehört

Bei einem Genitiv-s steht im Deutschen kein Apostroph!

Schild mit einem falsch geschriebenen Apostroph
Fundstück auf der Seite „Deppenapostroph

In der alten Rechtschreibung hat man noch einen Apostroph gesetzt, wenn man einen Eigennamen in ein Adjektiv umgewandelt hat. Macht man heute nicht mehr.

Beispiel:

Weh tut der Apostroph besonders hier:

Das Plural-s wird ohne Apostroph an das Wort angefügt.

Fundstück auf der Seite „Deppenapostroph
LKW auf dem hinten Werbung steht mit enem falschen Apostroph
Gesehen von Philine Bach
Fundstück auf der Seite „Deppenapostroph

Auch beim Imperativ gilt: kein Apostroph

Gesehen bei Typefacts.com

Fugen-s bitte ohne Apostroph:

Und auch bei der Verschmelzung von Präpositionen lass den Apostroph bitte weg.

Fundstück auf der Seite „Deppenapostroph

Merke:

Der Duden bezeichnet diese Verbindungen zwar als umgangssprachlich, aber nicht als falsch.

Fundstück auf der Seite „Deppenapostroph

Und dann gibt es noch die willkürliche Verwendung aus unerfindlichen Gründen …

Fundstück auf der Seite „Deppenapostroph

Exkurs: Der Apostroph im Englischen

Für alle Nerds und Regel-Fetischist:innen unter euch, die es ganz genau wissen wollen, habe ich die Apostroph-Regeln im Englischen hier nochmal zusammengefasst. Die sind ganz schön tricky.

Beim englischen Plurals-s wird am Wortende ein Apostroph angehängt, wenn die Pluralform regelmäßig gebildet wird und das Wort auf –s endet.

Wird die Pluralform unregelmäßig gebildet, dann wird ’s angehängt (so wie im Singular):

Bis hierhin noch alles klar? Dann wird es jetzt komplizierter …

Wenn es nämlich mehrere Substantive gibt, die sich auf eine Person oder Sache beziehen, dann wird das ’s nur an das letzte Substantiv angehängt. (Die Ärztin ist die Mutter von Daniel und von Simon.)

Und wenn es mehrere Substantive gibt, die sich auf mehrere Personen oder Sachen beziehen, wird das ’s an beide Substantive angehängt. (beide haben schwarze Hosen an)

Puh! Und dann gibt es noch eine Ausnahme bei Namen im Singular, die auf -s enden:

Auch hier hängt man ’s an, auch wenn es komisch aussieht. Es ist aber auch üblich, nur ein Apostroph an den Namen anzuhängen, was aber umgangssprachlich ist. Mit diesen Kann-Regeln wird die Verwirrung perfekt …

Also einfach den Anhang ’s merken, dann bist du auf der richtigen Seite.

Das gilt auch für Wörter, die auf -x und -z enden.

         

18 Antworten

  1. Liebe Kerstin, wow, was für ein toller, prall gefüllter und wertvoller Artikel! Ich danke Dir!
    Mit den Fotos hast Du mich mehrmals zum Lachen gebracht, so unglaublich, was für Hirnwindungen da wohl manchmal verknotet waren!
    Aber da nehme ich mich nicht aus – Du hast so viel mehr Klarheit in das Thema gebracht, in dem ich auch des öfteren verunsichert bin/war!
    Machs gut! 😉
    Herzliche Grüße, Heike

  2. Das ist eine super Zusammenstellung! Ich krieg oft Krämpfe, wenn ich solche „apokastastrophischen Auswüchse sehe!
    Achtung *Klugscheissermodus*: Regel 1 ist in der Schweiz gemäss Schul-Vorgabe so, dass die Beispiele immer ohne Apostroph geschrieben werden sollen.

    Aber das soll die Güte und Wichtigkeit deines Blogartikels, den ich gern weiterempfehle, nicht schmälern!

  3. Eine tolle Zusammenstellung, liebe Kerstin. Vor ein paar Tagen erst fragte eine Autorin nach dem Gebrauch des Apostrophs und war ganz erschüttert, dass es nicht „Elke’s Currywurstbüdchen“ heißt . Als Lektorin ist mir übrigens sehr wichtig, dass der Apostroph richtig steht, soll heißen: das dicke Ende oben! Leider kommt es auf der Tastatur von allein meist anders raus, deswegen sind die Shortcuts, die du oben nennst, so wichtig, oder man löst es über die Autokorrektur.

    1. Liebe Elke, ich freue mich sehr über deinen Kommentar, Frau Kollegin! Vielen dank! Ja, ich störe mich auch sehr an falsch gesetzten Apostroph-Zeichen und kopiere mir das typografisch richtige Zeichen oft rein.

  4. wow, super herzlichen Dank … so was von hilfreich … auch wenn ich zugeben muss, dass ich Apostroph liebe und sie gerne nutze – auch wenn es nicht „erlaubt“ ist … doch nach dem Lesen deines Artikels werde ich nun achtsamer mit ihm umgehen.

  5. Endlich kommt Klarheit in mein Apostroph Wirrwarr!! Vielen Dank für den extra Exkurs in die schweizerische Apostroph-Regeln. Mir war nicht bewusst, dass es tatsächlich eine offiziell gültige Grammatik für die Schweiz gibt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Trag dich jetzt in den Newsletter ein und
erhalte mein E-Book als Geschenk!

Der Newsletter-/E-Mail-Versand erfolgt entsprechend meiner Datenschutzerklärung über den Anbieter ActiveCampaign. Du erhältst Tipps, Tricks und Freebies rund um das Thema Rechtschreibung.