
In dieser Anleitung verrate ich dir in sieben Schritten, was es mit dem Mysterium Apostroph auf sich hat und woher die weitverbreitete Verunsicherung kommen könnte. Im Grunde gibt es nur drei einfache Regeln dafür zu beachten. Also, ganz easy.
Haste mal ‘nen Tipp für mich? Na klar, sehr gerne!
Der Apostroph – Was ist das für ein Zeichen?
Der Apostroph ist ein Auslassungszeichen und steht für einen Buchstaben, der weggelassen wurde. Manchmal auch mehrere. Eigentlich ganz einfach, aber woher kommt dann die große Verunsicherung, die dazu führt, dass uns im Alltag auf Schildern, Plakaten, Speisekarten und Texten aller Art so fantasievoll deplatzierte Apostrophe begegnen? Es gibt sogar eine eigene Internetseite http://www.deppenapostroph.info/, dessen Betreiber es sich auf die Fahnen geschrieben hat, mit gesammelten Fotobeiträgen und Erklärungen dazu dem Spuk ein Ende zu bereiten. Bisher leider ohne Erfolg.
Der Apostroph im Englischen
Viele denken beim Apostroph vermutlich ans Englische und sind sich dort schon nicht ganz sicher, wann der verflixte Apostroph ans Ende kommt und wann er das „s“ abtrennt und versuchen es im Deutschen irgendwie zu machen. Schauen wir uns deshalb zuerst mal an, wofür der Apostroph im Englischen steht.
Zum einen kennzeichnet der englische Apostroph bei zusammengezogenen Wörtern einen fehlenden Buchstaben.

So weit, so klar. Zum anderen gibt es da die Sache mit dem Genitiv-s. Im Englischen wird das Genitiv-s immer mit einem Apostroph angehängt. Achtung schon mal vorweg: Nicht so im Deutschen!

Seit der Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung kann zwar auch im Deutschen zur Hervorhebung von Namen ein Apostroph verwendet werden. Allerdings nur, wenn der Name davor durch das angehängte „s“ missverständlich wird:
- Andrea’s Imbiss (gemeint ist damit nicht der Imbiss von Andreas, sondern der von Andrea).
Wer es genauer wissen will, wie der Apostroph im Englischen verwendet wird, findet ganz unten einen Exkurs dazu. Da gibt es nämlich ganz schön viele Regeln. Zum Glück ist es im Deutschen nicht so kompliziert!
Das Gute daran ist: Im Deutschen ist es nicht ganz so kompliziert!
So kompliziert wie im Englischen ist das mit dem Apostroph im Deutschen zum Glück nicht. Genau genommen gibt es nur drei Fälle, bei denen ein Apostroph hingehört. Wenn du dir die merkst, bist du auf der richtigen Seite. Alle anderen kannst du getrost vergessen.
Regel 1: Einen Apostroph kannst du dort setzen, wo das Pronomen „es“ zu „s“ verkürzt wird.
Musst du aber nicht.
Beispiele:
- Wie geht’s? = Wie geht (e)s? = Wie gehts?
- Macht’s gut = Macht (e)s gut! = Machts gut!
- Hab’s gemacht! = Hab (e)s gemacht! = Habs gemacht!
- So ist’s. = So ist (e)s. = So ists.
Im Schweizerischen bitte ohne Apostroph!
Regel 2: Einen Apostroph kannst du setzen, wenn du einen unbestimmten Artikel „ein/eine“ zu „n“ verkürzt
So sprechen wir häufig, aber beim Schreiben passieren hier viele Fehler.
Beispiele:
- Was ’n Pech! = Was (ei)n Pech!
- Haste mal ’nen Euro? = Haste mal (eine)n Euro?
- So ’n Quatsch! = So (ei)n Quatsch!
Die wenigsten wissen, wofür hier der Apostroph steht und verwenden ’nen völlig willkürlich.
Merk dir deshalb:
- ein = ’n
- eine = ’ne
- einen = ’nen
Mit dieser Regel kannst du schon richtig punkten 😉
Regel 3: Setze einen Apostroph, wenn Namen, die auf einen s-Laut enden, im Genitiv stehen
Also Namen mit der Endung s, ss, ß, tz, z, x und ce, wenn sie im Genitiv stehen.
Den Apostroph setzt du in diesem Fall aber nicht irgendwo hin, sondern ans Ende.
Beispiele:
- Andreas‘ Haus = das Haus von Andreas
- Schmitz‘ Katze = die Katze von Schmitz
- Grass‘ Blechtrommel
Durch einen Apostroph kannst du auch Buchstabengruppen ersetzen, wie in diesen Beispielen:
- D’dorf = Düsseldorf
- Ku’damm = Kurfürstendamm
- Borussia M’gladbach = Borussia Mönchengladbach
Und das waren auch schon die drei Regeln, wo du im Deutschen einen Apostroph setzen kannst oder musst. War doch gar nicht so schwer, oder? In allen anderen Fällen lass ihn bitte weg.
Schweizerische Besonderheiten beim Apostroph
Ich wurde gebeten, auch die schweizerischen Besonderheiten beim Apostroph mitzuerwähnen. Aber gerne doch! Im Schweizerdeutschen markierte der Apostroph ursprünglich mal die Auslassung eines Vokals. Beispiel „zu Nacht“: „z’Nacht“ oder „Z(e)Nacht“. Diese Form ist aber auch im Schweizerdeutschen heute nicht mehr gebräuchlich, auch nicht in Mundarttexten. Das weggefallene u oder e wird auch im Dialekt nicht gesprochen, daher kannst du auch hier einfach Znacht schreiben.
Zur Typografie des Apostrophs
In den allermeisten Fällen kannst du den Apostroph also getrost vergessen und einfach weglassen. Er verstümmelt Wörter und stört beim Lesen.
Wenn du ihn setzt, achte darauf, das richtige Apostroph-Zeichen zu verwenden. Es wird nämlich oft mit anderen Zeichen verwechselt.
- Zum Beispiel mit dem Akzent-Zeichen: è, é
- Oder dem geraden Strich für Grad, Zoll oder Minuten: 9‘‘
- Und er ist auch kein einfaches Anführungszeichen: e‘
Der richtige Apostroph hat die Form einer 9, ein Punkt mit einem Komma dran:

Je nach Schrift kann der Apostroph auch so aussehen:

Beispiele, wo kein Apostroph hingehört
Bei einem Genitiv-s steht im Deutschen kein Apostroph!
- Schillers Dramen
- Martins Fahrrad
- Berlins Sehenswürdigkeiten

In der alten Rechtschreibung hat man noch einen Apostroph gesetzt, wenn man einen Eigennamen in ein Adjektiv umgewandelt hat. Macht man heute nicht mehr.
Beispiel:
- neue Schreibweise: das ohmsche Gesetz, die grimmschen Märchen
- alte Schreibweise: das Ohm’sche Gesetz, die Grimm’schen Märchen
Weh tut der Apostroph besonders hier:
Das Plural-s wird ohne Apostroph an das Wort angefügt.
- falsch: Baby’s, Handy’s, Info’s, Kamera’s
- richtig: Babys, Handys, Infos, Kameras



Auch beim Imperativ gilt: kein Apostroph
- falsch: Steh‘!, Geh‘! Beweg‘!
- richtig: Steh!, Geh! Beweg!

Fugen-s bitte ohne Apostroph:
- falsch: Bahnhof’s-Gaststädte
- richtig: Bahnhofsgaststätte
Und auch bei der Verschmelzung von Präpositionen lass den Apostroph bitte weg.
- falsch: in’s Wasser springen, unter’m Bett, vor’m Sofa
- richtig: ins, unterm, vorm

Merke:
- auf das = aufs
- für das = fürs
- durch das = durchs
- unter dem = unterm
- vor dem = vorm
- hinter dem = hinterm
Der Duden bezeichnet diese Verbindungen zwar als umgangssprachlich, aber nicht als falsch.

Und dann gibt es noch die willkürliche Verwendung aus unerfindlichen Gründen …
- falsch: samstag’s, stet’s, abend’s, Nudel‘n, Kek’s
- richtig: samstags, stets, abends, Nudeln, Keks

Exkurs: Der Apostroph im Englischen
Für alle Nerds und Regel-Fetischist:innen unter euch, die es ganz genau wissen wollen, habe ich die Apostroph-Regeln im Englischen hier nochmal zusammengefasst. Die sind ganz schön tricky.
Beim englischen Plurals-s wird am Wortende ein Apostroph angehängt, wenn die Pluralform regelmäßig gebildet wird und das Wort auf –s endet.
- The girls‘ room is very small.
- The Smiths‘ cat is black.
Wird die Pluralform unregelmäßig gebildet, dann wird ’s angehängt (so wie im Singular):
- The children’s toys are all over there.
- Men’s shoes are on the second floor.
Bis hierhin noch alles klar? Dann wird es jetzt komplizierter …
Wenn es nämlich mehrere Substantive gibt, die sich auf eine Person oder Sache beziehen, dann wird das ’s nur an das letzte Substantiv angehängt. (Die Ärztin ist die Mutter von Daniel und von Simon.)
- Daniel and Simon’s mother is a doctor.
Und wenn es mehrere Substantive gibt, die sich auf mehrere Personen oder Sachen beziehen, wird das ’s an beide Substantive angehängt. (beide haben schwarze Hosen an)
- Susan’s and Steve’s trousers are black.
Puh! Und dann gibt es noch eine Ausnahme bei Namen im Singular, die auf -s enden:
Auch hier hängt man ’s an, auch wenn es komisch aussieht. Es ist aber auch üblich, nur ein Apostroph an den Namen anzuhängen, was aber umgangssprachlich ist. Mit diesen Kann-Regeln wird die Verwirrung perfekt …
Also einfach den Anhang ’s merken, dann bist du auf der richtigen Seite.
- Louis’s dog – Louis‘ dog
- Honduras’s capital – Honduras‘ capital
Das gilt auch für Wörter, die auf -x und -z enden.
- Felix’s cat – Felix‘ cat
23 Responses
Liebe Kerstin, wow, was für ein toller, prall gefüllter und wertvoller Artikel! Ich danke Dir!
Mit den Fotos hast Du mich mehrmals zum Lachen gebracht, so unglaublich, was für Hirnwindungen da wohl manchmal verknotet waren!
Aber da nehme ich mich nicht aus – Du hast so viel mehr Klarheit in das Thema gebracht, in dem ich auch des öfteren verunsichert bin/war!
Machs gut! 😉
Herzliche Grüße, Heike
Vielen Dank für deinen Kommentar, liebe Heike! Ich freue mich sehr darüber, dass mein Artikel Klarheit bringt. 🙂
Das ist eine super Zusammenstellung! Ich krieg oft Krämpfe, wenn ich solche „apokastastrophischen Auswüchse sehe!
Achtung *Klugscheissermodus*: Regel 1 ist in der Schweiz gemäss Schul-Vorgabe so, dass die Beispiele immer ohne Apostroph geschrieben werden sollen.
Aber das soll die Güte und Wichtigkeit deines Blogartikels, den ich gern weiterempfehle, nicht schmälern!
Vielen Dank für deinen Hinweis, liebe Dina. Das hab ich gleich mit aufgenommen. 🙂
Danke Kerstin für diesen aufschlussreichen Artikel. Mit dir kann Rechtschreibung Spaß machen!
Danke, liebe Romy! You made my day!! <3
Eine tolle Zusammenstellung, liebe Kerstin. Vor ein paar Tagen erst fragte eine Autorin nach dem Gebrauch des Apostrophs und war ganz erschüttert, dass es nicht „Elke’s Currywurstbüdchen“ heißt . Als Lektorin ist mir übrigens sehr wichtig, dass der Apostroph richtig steht, soll heißen: das dicke Ende oben! Leider kommt es auf der Tastatur von allein meist anders raus, deswegen sind die Shortcuts, die du oben nennst, so wichtig, oder man löst es über die Autokorrektur.
Liebe Elke, ich freue mich sehr über deinen Kommentar, Frau Kollegin! Vielen dank! Ja, ich störe mich auch sehr an falsch gesetzten Apostroph-Zeichen und kopiere mir das typografisch richtige Zeichen oft rein.
wow, super herzlichen Dank … so was von hilfreich … auch wenn ich zugeben muss, dass ich Apostroph liebe und sie gerne nutze – auch wenn es nicht „erlaubt“ ist … doch nach dem Lesen deines Artikels werde ich nun achtsamer mit ihm umgehen.
Danke für deinen Kommentar, liebe Umani! Bin ganz geplättet, wie viele einen Apostroph-Blogartikel kommentieren und freue mich darüber wie Bolle!
Wow Kerstin, super. Da hab ich wieder super viel gelernt. BRAVO
Vielen Dank, liebe Anita. Das freut mich sehr, wenn ich damit helfen kann. 🙂
Endlich kommt Klarheit in mein Apostroph Wirrwarr!! Vielen Dank für den extra Exkurs in die schweizerische Apostroph-Regeln. Mir war nicht bewusst, dass es tatsächlich eine offiziell gültige Grammatik für die Schweiz gibt!
Sehr gerne, liebe Tina! Danke für deinen Kommentar!
Liebe Kerstin,
ein erhellende, super gegliederter und zudem noch erheiternder Artikel
Hat glatt was vom Uberraschungsei
Danke!
Viele Grüße
Gabi
Liebe Kerstin, eine pralle super erklärte Zusammenfassung. Besonders gefällt mir, dass der erhobene Zeigefinger fehlt, und du bist sehr locker und trotzdem humorvoll erklärst. Die Shortcuts habe ich mir direkt abfotografiert. Super!
Liebe Grüße, Birgit
Ach, das freut mich sehr, liebe Birgit, dass er so gut bei dir ankommt. Es ist mein großes Anliegen, Rechtschreib- und andere Schreibtipps informativ, humorvoll und ohne erhobenen Zeigefinger rüberzubringen.
Liebe Grüße
Kerstin
Liebe Kerstin ,
, genial erklärt. Und dann nimmst du noch das Englische mit dazu – ein echter Mehrwert. Ich speichere mir den Artikel ab, so habe ich für alle Fälle deine Hilfestellung bereit.
Herzlichen Gruß,
Birgit
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und fürs Abspeichern. Freut mich, wenn ich Mehrwert liefern kann.
Liebe Grüße
Kerstin