Hast du dir schon einmal Gedanken über die Strichlänge von Gedanken- und Bindestrichen gemacht? Nein? Dann erkläre ich dir in diesem Artikel den Unterschied zwischen einem Bindestrich (-) und einem Gedankenstrich (–), wann welcher Strich zum Einsatz kommt, wie sie aussehen und wo du sie auf der Tastatur findest bzw. wie du sie erzeugst.
Vereinfacht kann man sagen, dass der Bindestrich verbindet und der Gedankenstrich zum Denken anregt.
Gedankenstrich und Bindestrich – zwei unterschiedliche Zeichen
Vielleicht hast du diesem horizontalen Strich in Texten bisher nie besondere Beachtung geschenkt. Es sind aber tatsächlich zwei unterschiedliche Satzzeichen, für deren Verwendung es klare Regeln gibt. Der Bindestrich (-), auch Kurzstrich genannt, ist der kürzere. Er verbindet u. a. zwei oder mehrere Wörter miteinander: Hals-Nasen-Ohrenarzt. Der Gedankenstrich (–), entsprechend Langstrich genannt, ist der längere. Er sorgt für eine Sprechpause in einem Satz. Es gibt aber noch andere Anwendungsfälle.
Anwendung für den Bindestrich
Anwendung für den Gedankenstrich
Wie du die Striche einfügst
Den Bindestrich oder Kurzstrich (-) findest du unten rechts auf der Tastatur oder auch im Nummernblock über dem Plus. Warum das kein Minuszeichen ist, verrate ich dir weiter unten.
Für den Gedankenstrich oder Langstrich (–) gibt es keine eigene Taste. Deshalb wird er auch so oft ersetzt. Du kannst ihn über diese Tastenkombination einfügen:
- WIN: Alt + 0150
- MAC: Alt + Bindestrich
Der Bindestrich – und was er sonst noch verbindet
Der Kurzstrich findet außerdem noch in ein paar anderen Fällen Anwendung.
- bei Zusammensetzungen
Er kann zusammengesetzte Wörter verdeutlichen (optional):
Online-Business oder Onlinebusiness
In manchen Fällen muss er auch gesetzt werden:
Mund-zu-Mund-Beatmung, Hals-Nasen-Ohren-Arzt
- als Verbindungsstrich
Er wird auch gesetzt bei Verbindungen mit Einzelbuchstaben, Abkürzungen und Ziffern:
U-Bahn, E-Mail, 30er-Jahre, 100-m-Lauf
- als Durchkopplungsstrich:
Wenn Wörter aus zwei oder mehr Bestandteilen zusammengesetzt sind, koppelt man alle zusammengehörenden Wörter durch:
Make-up-Entferner, Do-it-yourself-Anleitung
- zur Verdeutlichung
In manchen Fällen kann der Bindestrich den Wortsinn verändern:
Hochzeit oder Hoch-Zeit
Drucker-Zeugnis oder Druck-Erzeugnis
Schnee-Eifel oder Schneeeifel
- als Trennstrich
Der Bindestrich wird auch als Trennstrich verwendet und trennt Wörter am
Zeilen-
ende.
- als Ergänzungsstrich
Der Bindestrich kann auch einen Wortteil ersetzen:
Binde- und Gedankenstrich, Ein- und Ausfahrt
- als Gliederungszeichen
Zum Beispiel bei Telefonnummern (vor der Durchwahl) oder bei manchen Datumsanzeigen:
030 12345-100, 2022-03-28
- bei der URL oder E-Mail-Adressen
Auch bei der URL oder bei E-Mail-Adressen wird der Kurzstrich verwendet. Wenn man bei der Nennung von URLs
„www kerstin minus salvador punkt de“ sagt, ist das nicht richtig, denn ein Minuszeichen ist ein Langstrich.
Der Gedankenstrich und woran du dabei denken solltest
Der Gedankenstrich – in der Typografie auch Halbgeviertstrich genannt – ist der Philosoph unter den Satzzeichen. Er regt zum Nachdenken an und wird gesetzt, um einen Satzteil optisch oder durch eine Sprechpause hervorzuheben.
- als Einschub
Zur Betonung einzelner Satzteile oder als Einschub kann man den Langstrich, aber auch einschließende Kommas oder Klammern verwenden:
Der Gedankenstrich – auch Langstrich genannt – hebt Satzteile hervor.
Der Gedankenstrich, auch Langstrich genannt, hebt Satzteile hervor.
Der Gedankenstrich (auch Langstrich genannt) hebt Satzteile hervor.
- als Nachschub
Der Gedankenstrich regt zum Nachdenken an – wer hätte das gedacht?
- als Alternative zum Doppelpunkt
Besonders in Überschriften kann statt eines Doppelpunkts auch ein Gedankenstrich verwendet werden:
Bindestrich oder Gedankenstrich – Was ist der Unterschied?
Bindestrich oder Gedankenstrich: Was ist der Unterschied?
- als Minuszeichen
–10° C
- als bis-Strich
8–14 Uhr, Hauptstraße 23–27, S. 143–147, 2020–2022
- als Streckenstrich
die Bahnverbindung Berlin–Hamburg
- als Zeichen für „gegen“
Das Spiel 1. FC Köln – Borussia Dortmund endete 1:1.
- als Auslassungsstrich bei Währungen
47,– Euro (der Langstrich ersetzt hier die beiden Nullen)
Übrigens: Vor und nach einem Gedanken- oder Langstrich steht ein Leerzeichen. Ausnahme: beim Streckenstrich, beim bis-Strich und beim Minuszeichen wird kein Leerzeichen gesetzt.
Fazit
Ein kleiner Strich im Text kann so viel bewirken! Hast du etwas Neues erfahren? Welche Besonderheit war für dich besonders erhellend? Schreib es mir im Kommentar!
Wer schreibt hier?
Ich bin Kerstin Salvador, zertifizierte freie Lektorin ADM (Akademie der Medien) und mit meinem Lektorat Salvador seit 2011 selbstständig.
Als Lektorin kümmere ich mich darum, Fach- und Sachbüchern den letzten Schliff zu verleihen, damit sie gut lesbar sind und sich darin keine Schreibfehler als Aufmerksamkeitsvampire verstecken.
Ich kenne übrigens auch die andere Seite des Schreibtisches: Als Autorin schreibe ich Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache und übersetze auch aus dem Italienischen. Leseratte war ich schon als Kind und habe deshalb gleich nach der Schule Buchhändlerin gelernt.
Hier kannst du mit mir in Kontakt treten und mehr über mich und meine Angebote erfahren:
10 Responses
Kerstin, ich liebe deine Erklärungen! Du schreibst so klar und auch mit genug Humor zwischen den Zeilen, dass deine Inputs einem einfach bleiben. DANKE
Ah, liebe Petra, you made my day!! Das freut mich so sehr, dass meine Erklärungen so gut ankommen. Danke für deinen wertschätzenden Kommentar!
Hallo Kerstin, die Tastenkombination (Mac) für – (Gedankenstrich) war neu für mich.
Bisher war je nach App/Programm (zB Word oder Google Docs) für mich den Strich zur Anzeige zu bringen ein Wort, Leerzeichen, dann der Bindestrich, danach Leerzeichen und weiter ein Wort und Leertaste, dann verwandelte sich der Bindestrich zu einem Gedankenstrich.
Werde jetzt zukünftig bei Gedankenstrichen an Dich und Deinen Blogbeitrag denken und schmunzeln. Und bin glücklich, dass ich deinen Newsletter gelesen habe. Danke.
Grüße in die Hauptstadt aus Mittelfranken,
Alex
Hallo Alex,
das freut mich aber sehr, dass dir mein Newsletter gefällt und du etwas Hilfreiches für dich aus meinem Blogartikel mitnehmen konntest.
Lieben Dank für dein nettes Feedback!
Beste Grüße nach Franken (ich habe übrigens fränkischen Migrationshintergrund, meine Familie stammt aus Franken …)
Kerstin
Liebe Kerstin,
danke für deine Aufmerksamkeit für diesen kleinen Strich!
Ich wusste bisher tatsächlich NICHT, dass der Gedankenstrich auch das Minus darstellt. Ich arbeite meistens mit einem Nummernblock auf der Tastatur, da nehme ich immer das Minus, das dort eine eigene Taste hat.
Werde ich nun mal beobachten … lach … wenn ich keinen Nummernblock haben sollte 🙂
Die Tastenkombi funktioniert hier bei mir gerade gar nicht … daher die drei Punkte als Ersatz,
Gruß Gabi
Liebe Gabi, da ich technische Fachbücher lektoriere, sind solche typografische Unterschiede in meiner Arbeit wichtig. Es sind einfach unterschiedliche Zeichen mit unterschiedlicher Bedeutung.
Danke fürs Lesen und Kommentieren!
Liebe Grüße
Kerstin