
Den Monat Juni verbringen Nadja und ich komplett im österreichischen Weinviertel nördlich von Wien und machen Workation, also ein Zwischending aus Work und Vacation. Lange haben wir diesen Aufenthalt geplant und herbeigesehnt, mit einem besonderen Deal: einem Wohnungstausch für einen Monat mit meinem Buddy Romy. Was dabei alles zu beachten und zu organisieren ist, davon berichte ich in diesem Monatsrückblick. Und auch von besonderen Umständen und Herausforderungen, die ihn fast verhindert hätten. Letztlich war es für alle Beteiligten ein voller Erfolg! Wir Großstadtpflanzen haben die Ruhe auf dem Land genossen, an unseren Projekten gearbeitet und mit Spannung die wöchentlichen Berichte von Romy gelesen, in denen sie von ihren Berlin-Erkundungen berichtete. Viel zu schnell verflog die Zeit und wir sind bereit für eine Wiederholung.
Gut geplant ist halb gewonnen
Fast ein Jahr lang haben wir ihn geplant und organisiert: unseren Workation-Monat mit Wohnungstausch Wien–Berlin. Einen Monat wohnen und arbeiten am Ort der jeweils anderen. Ein perfektes Win-win! Geplant als Highlight in meiner Ziele-Liste für das zweite Quartal. Schon in den vergangenen beiden Jahren habe ich bei meinem Buddy Romy im Sommer das Häuschen gehütet und den Garten und die Hühner versorgt, während sie selbst auf Reisen war. In diesem Jahr wollten wir das Ganze gegenseitig machen, auf einen Monat ausdehnen und den Deal gemeinsam mit meiner Frau Nadja machen, während Romy sich in Berlin mit ihren Freundinnen treffen wollte. Seit zweieinhalb Jahren sind Romy und ich Blog-Buddys, kennen uns aus dem Blogkurs „The Content Society“ und treffen uns wöchentlich auf Zoom, um uns über unsere Themen und Texte auszutauschen. So ist eine gute Freundschaft zwischen uns gewachsen, mit einer stabilen Vertrauensbasis, die eine wichtige Grundvoraussetzung für so eine Aktion ist.
Aber es gehörten noch einige andere wichtige Punkte dazu, die fein aufeinander abgestimmt werden mussten: Romy hatte Anfang des Jahres eine Knie-OP mit Reha und musste so fit werden, um die vier Stockwerke in der Berliner Altbauwohnung ohne Fahrstuhl bewältigen zu können. Der Reha-Termin musste terminlich passen und war exaktes Timing: Eine Woche vor Reisebeginn kam sie aus der Reha in den Bergen zurück, um sich ins Großstadtleben zu stürzen. Nadja musste ihren Jahresurlaub bereits im letzten Jahr verbindlich festlegen. Hinzu kam die Organisation der Versorgung für ihre pflegebedürftigen Eltern, und auch ich musste meine Termine gut planen.

Letztlich hat im Vorfeld alles perfekt gepasst. Ich habe Romy vom Zug abgeholt und wir sind gemeinsam durch den Kiez geradelt, um ihr alles zu zeigen. Am nächsten Tag sind Nadja und ich dann Richtung Wien gestartet.
Start unter schwierigen Bedingungen
Die Fahrt nach Wien endete allerdings schon knapp 70 Kilometer hinter Berlin im Spreewald mit einem Motorschaden auf der Autobahn. Wir wurden abgeschleppt, das Auto in eine Werkstatt und wir in ein Hotel gebracht. Vier Tage Bangen und Warten, ob der Motor noch repariert und wir nach Wien weiterfahren können. Der Werkstattmeister bereitete uns auf einen möglichen wirtschaftlichen Totalschaden vor. Oh weh! Klar war, es würde teuer werden. Den Wagen zum Ausschlachten der Ersatzteile verkaufen und mit einem Mietwagen weiter nach Wien? Dann müssten wir auf die Fahrräder und geplante Radtouren durch das schöne Weinviertel verzichten. Zurück nach Berlin und alles abblasen war jedenfalls keine Option, weil sich Romy nun schon auf einen Monat in Berlin eingerichtet und viele Pläne gemacht hat. Was also tun?

Wir gingen alle Szenarien durch und sprachen über alle möglichen Alternativen. Im Hotel liehen wir uns Räder, radelten durch die herrliche Landschaft im Spreewald und versuchten, das Beste aus der Situation zu machen. Bus und Bahn waren leider keine Alternativen, weil Nadja eine Ausstellung vorbereiten wollte und ihr halbes Atelier eingepackt hat. Wir waren ja schließlich auf Workation unterwegs und hatten beide ein straffes Arbeitspensum.
Am vierten Tag dann Entwarnung: Der Schaden konnte doch behoben werden und einer Weiterfahrt nach Wien mit unserem Auto steht nichts im Wege! Wir konnten unser Glück kaum fassen! Gegen eine ordentliche Stange Geld konnten wir das Auto entgegennehmen und die Fahrt über Dresden und Prag nach Wien fortsetzen. Während der Fahrt lauschten wir gebannt auf jedes Motorgeräusch und Vibrationen. Wir waren super angespannt und hatten sehr wenig Vertrauen in dieses Auto, das uns nun schon zum dritten Mal im Urlaub im Stich lässt.
Erschöpft und sehr glücklich kamen wir schließlich in Romys kleinem Häuschen mit dem üppig blühenden Garten im Weinviertel bei Wien an. Die Hühner waren zum Glück wohlauf und Huhn Alissa brütete fleißig. Sie wurden von der Nachbarin versorgt.
Meine Highlights im Juni: persönliche Treffen in Wien
Es ist erstaunlich, wie viele wunderbare und interessante Menschen ich in Wien aus sozialen Netzwerken, LinkedIn, der Online-Business-Blase oder meinem Blogkurs kenne. So sehr ich die Vorteile von Zoom und Social Media schätze, sich ortsunabhängig vernetzen und austauschen zu können, desto mehr schätze ich den unschlagbaren Gewinn von persönlichen Treffen im richtigen Leben, an schönen Orten, sich in die Augen sehen zu können, die Stimme direkt zu hören, gemeinsam etwas zu essen oder zu trinken, sich zur Begrüßung in den Arm zu nehmen und sich verbunden zu fühlen.
In diesen vier Wochen in Wien hatte ich eine ganze Reihe an persönlichen Verabredungen in Wien und im Weinviertel. Immer eine schöne Gelegenheit, neue Gegenden in Wien und Umgebung kennenzulernen.
Da war zum einen eine Einladung zu einem Abendessen bei meiner Blogkollegin Uli Pauer und ihrem Mann, die uns wirklich ganz vorzüglich mit „Irv“, ihrem Thermomixer, bekocht und verwöhnt hat.
Dann habe ich mich mit dem wunderbaren Autorinnenteam Marie Fröhlich und Sonja Warter getroffen. Die beiden sind gerade aus Rom zurückgekommen, wo sie für ihr neues Reisebuch recherchiert haben. Wir folgen, lesen und kommentieren uns schon seit einer Weile auf LinkedIn. Nun haben wir uns zu dritt im Palmenhaus in Wien getroffen und waren als Autorinnen, Lektorinnen, Schreibende, Buchbranchenkundige, Italien- und Kulturliebhaberinnen, Reisebegeisterte, Online-Business-Unternehmerinnen und Selbstständige sofort auf einer Ebene. Wir hätten wohl noch Stunden an diesem zauberhaften Ort im Burggarten sitzen und plaudern können und uns wären wohl nicht die Themen ausgegangen. Eine Zusammenarbeit konnten wir uns alle drei sehr gut miteinander vorstellen. Mal schauen, für welches Projekt es passt.

Wirklich schön war auch das Treffen mit den Wiener Bloggerinnen aus der The Content Society. Uli hat dafür eine besondere Location im Tewa am Karmelitermarkt ausgesucht, mit feinem israelischen Streetfood. Das perfekte Ambiente für einen persönlichen Austausch. Wir waren eine nette Runde mit Uli Pauer, Generose Sehr, Ingrid Mader, Daniela Trümpi und Stefanie Brodmann. Einen Teil kannte ich schon vom letzten Treffen, mit anderen kam ich schnell ins Gespräch, übers Bloggen, unser Business und was uns sonst noch bewegt.

An einem anderen Abend haben uns die Textilkünstlerin Olivia Kaufmann und Konni in Oberdorf besucht. Sie waren auf der Durchreise nach Ungarn, wo Olivia bei der International Triennial of Textile Arts gerade ausstellt. Es war ein sehr fröhlicher Abend mit guten Gesprächen und leckerem Essen in der Taverne. Im September wird sie gemeinsam mit Nadja und Juli Schupa in Berlin in der Galerie ersterster ausstellen als Die Druckerkolonne – Kaufmann, Schupa, Schüller-Ost (Infos folgen).

Einen inspirierenden Walk & Talk hatte ich mit meiner Blogkollegin Natalia Schweizer, die mich im Weinviertel besucht hat. Gemeinsam sind wir durch die Kellergasse und die Weinberge gewandert, haben den Blick über die Landschaft bis nach Wien genossen, uns den Bauch mit süßen roten Kirschen am Wegesrand vollgeschlagen und übers Bloggen, unser Business und andere Vorhaben und Ziele gesprochen. Wir haben uns bereits mehrfach in Wien, in Stuttgart und auch in Berlin getroffen und ich schätze sie als kluge Gesprächspartnerin.

Nicht missen möchte ich das wunderschöne Treffen mit Susanne Lohs, die ich noch aus der she-preneur Academy kenne, als wir gemeinsam ins Online-Business gestartet sind. Bisher gehörte ein Treffen mit ihr zu jedem meiner Wien-Aufenthalte. Mit jedem Treffen konnten wir an dem Gesprächsfaden weiter anknüpfen und immer mehr an Tiefe gewinnen. Inzwischen ist daraus eine Freundschaft mit viel Nähe und Vertrauen entstanden. Dieses Mal sind wir durch den Schlosspark Schönbrunn geschlendert bis zur Gloriette. Wieder ein Teil, den ich noch nicht in Wien kannte.

Und last but not least natürlich das Treffen mit Romy bei ihrer Rückkehr nach Obersdorf. Die Wiedersehensfreude war groß und wir hatten uns viel zu erzählen über unsere Erlebnisse am Wohnort der jeweils anderen. Den Abschlussabend haben wir in einem urigen Heurigen mit köstlicher Brotzeit und dem ein oder anderen G’spritzen ausklingen lassen.

Keine Küken
Für den diesjährigen Aufenthalt hatten Romy und ich ein Experiment vereinbart: Eines ihrer Hühner war in Brutlaune und wir haben besprochen, sie brüten zu lassen und gemeinsam die Küken aufzuziehen. Romy hat vom Bauern befruchtete Eier geholt und ihr ins Nest gelegt. Am 12. Juni war der berechnete Schlupftermin nach 21 Tagen Brutzeit. So lange saß die gute Alissa Tag für Tag dick aufgeplustert auf ihren Eiern und drehte sie stündlich einmal um, damit die Dotter nicht an der Schale kleben und gleichmäßig warm bleiben. Nur einmal am Tag verließ sie für eine Stunde das Nest, fraß, trank, kackte, putzte sich, nahm ein Sandbad und kehrte zurück zu ihren Eiern. Es war bewundernswert, welche Geduld sie aufbrachte.

In den letzten Tagen gesellte sich das Schwesterhuhn Ginger manchmal dazu und leistete ihr Gesellschaft. Dann gackerten die beiden, als ob sie sich was erzählten und kuschelten sich aneinander. Ein wirklich rührender Anblick. Der Schlupftermin verstrich und noch immer waren keine Küken zu sehen. Mit der Zeit wurde es immer unwahrscheinlicher, dass noch ein Küken schlüpfte. Mit der Zeit waren nach und nach befruchtete Eier beim Drehen kaputtgegangen und die anderen Hühner haben neue Eier ins Nest gelegt. Schließlich habe ich nach Absprache mit Romy das Nest aufgelöst, die Eier entnommen und begraben. Mit einer Schaufel habe ich die Eier aufgemacht – in keinem der Eier hatte sich auch nur ein Ansatz von einem Küken entwickelt. So wäre nichts entstanden.
So hat das Projekt Kükenaufzucht leider nicht geklappt. Wie schade! Ich hatte mich schon so sehr auf die kleinen Küken gefreut und hatte mich richtig ins Thema eingelesen. Alissa schien letztlich nach einer kurzen Trauerphase erleichtert darüber zu sein, dass die langweilige Brüterei nun ein Ende hat und sie wieder draußen zu den anderen Hühnern konnte.

Romys Hühner sind sehr schöne und handzahme Tiere und mögen es, auf den Arm genommen und gestreichelt zu werden. Ich mag Hühner und wollte in meiner vorherigen Wohnung am Stadtrand mit Garten selbst welche halten, aber dazu kam es dann nie.
Was ich im Juni gebloggt habe
Im Juni habe ich nicht ganz so viel gebloggt, wie ich wollte. Ich habe ewig für meinen Monatsrückblick Mai gebraucht, der erst Mitte Juni das Licht der Welt erblickte. Dann wollte ich über Persönlichkeitstests nach Myers-Briggs posten und was sie über mich und mein Business verraten. Ich stehe solchen Tests ziemlich kritisch gegenüber und weigere mich, mich in Schubladen stecken zu lassen. Aber ich wollte es versuchen und habe den Test gemacht – der mich ganz schön angetriggert hat. Ich fühlte mich falsch bewertet und haderte mit dem Ergebnis, mit dem Ziel, dass ich den halb fertigen Blogartikel noch immer nicht veröffentlicht und mich noch lange darüber geärgert habe.
Dann kam der Zwölfte und ich habe schnell mein 12 von 12 im Juni vor dem Monatsrückblick veröffentlicht. Das ging schnell und war kurzweilig. Ich habe über meinen wunderbaren Alltag während meiner Workation gebloggt und mich gefreut, ihn auf diese Weise festzuhalten.
Drei Tage später wurde es dann auch mal was mit meinem Monatsrückblick Mai:
Und dann kam pünktlich zum Ende des zweiten Quartals die Auswertung meiner Ziele-Liste für das zweite Quartal …
… und die Planung meiner Ziele für das dritte Quartal:
Was ich außerdem noch im Juni geschrieben habe:
Jeden Freitag habe ich mein #reflectandlearn geschrieben, um meine Woche zu reflektieren.

Was im Juni sonst noch los war

























Ausblick auf den Juni 2024
- Anfang Juli startet das Projektmanagement für ein technisches Fachbuch, das ich extern für einen Verlag übernehme.
- Ich fahre zu meiner Familie nach Köln und begrüße meine im Juni geborene Nichte Romy.
- Es stehen die Proben für Händels Messiah für das Chor-Community-Projekt mit der Komischen Oper Berlin an.

Wer schreibt hier?
Ich bin Kerstin Salvador, zertifizierte freie Lektorin ADM (Akademie der Medien) und mit meinem Lektorat Salvador seit 2011 selbstständig.
Als Lektorin kümmere ich mich darum, Fach- und Sachbüchern den letzten Schliff zu verleihen, damit sie gut lesbar sind und sich darin keine Schreibfehler als Aufmerksamkeitsvampire verstecken.
Ich kenne übrigens auch die andere Seite des Schreibtisches: Als Autorin schreibe ich Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache und übersetze auch aus dem Italienischen. Leseratte war ich schon als Kind und habe deshalb gleich nach der Schule Buchhändlerin gelernt.
Hier kannst du mit mir in Kontakt treten und mehr über mich und meine Angebote erfahren:
6 Responses
Liebe Kerstin
Ich habe deinen Bericht mit großer Freude gelesen. Wie schön hier mit dir noch einmal durch diesen Monat zu gehen. Unser Wohnungstausch war ein großer Gewinn für beide Seiten. Der Monat in Berlin hat meine Lebensgeister geweckt und das lebendige Stadtleben hat mir gut getan. Herzlichen Dank für alles.
Das freut mich sehr, liebe Romy. Ich fand es ebenfalls ganz wunderbar, Berlin in deinen Nacht-und-Tagbüchern durch deine Augen zu erleben. Ich glaube, dass wir mit unserem sehr gelungenen Win-win bestimmt eine Menge Nachahmer*innen animieren. So cool, dass du beim Karaoke im Mauerpark und im angesagten Gretchen-Club warst! Wow! In Gedanken schwelge ich noch immer in vielen schönen Erinnerungen und Momenten. Gerne wieder und ebenfalls ein dickes Dankeschön für dein Vertrauen!
Liebe Kerstin,
dein Rückblick macht Lust auf eine längere Workation. Auch ich hatte kürzlich eine, aber nur für ein paar Tage. Danke für den Einblick.
Grüße
Sabrina
Liebe Sabrina, es tut gut, eine Zeit lang einen Tapetenwechsel zu haben und von einem anderen Ort aus arbeiten zu können. Das ist ein großes Privileg der Selbstständigkeit. Einen Urlaub ersetzt es dennoch nicht, weil man auch von unterwegs die ganze Zeit verfügbar ist und arbeitet und nie richtig abschaltet. Manchmal ist es nicht so einfach, Grenzen zu setzen und sich komplett aus der Arbeit rauszuziehen.
Liebe Grüße
Kerstin
Die Fotos sehen nach einer sehr entspannten und gemütlichen Workation aus, auch wenn der Start etwas holprig war. Das mit dem Auto ist uns übrigens dieses Jahr auch passiert. Vom Kundendienst geholt, gepackt und dann: keinen Mucks. Zum Glück war der Zweitwagen (wenn auch kleiner) da und wir konnten starten, denn Johannes hatte am nächsten TAg eine Veranstaltung. Wir MUSSTEN also los. Aber es ging auch bei uns gut aus.
Vielen Dank, liebe Kerstin, fürs Mitnehmen, ein bisschen Urlaubsfeeling kam bei mir an.
Liebe Grüße,
Marita
Liebe Marita, ach herrje, ihr hattet auch Pech mit dem Wagen? Gut, dass ihr einen Zweitwagen hattet. Hauptsache, das Blech hindert einen nicht an einem entspannten Urlaub.
Alles Liebe
Kerstin