Jedes Jahr im August überkommt mich die große Sommer-FOMO. Was das ist? FOMO steht für Fear Of Missing Out, die Angst, etwas zu verpassen. Es ist wirklich so. Der vorher endlos erscheinende Sommer neigt sich seinem Ende und ich werde plötzlich tieftraurig, dass nun alles vorbei ist. Ich will den Sommer festhalten und beeile mich, schnell noch einige Sommeraktivitäten zu erleben, von denen ich in der langen grauen Jahreszeit zehren kann.
Im August gingen vor allem die Proben für ein musikalisches Projekt los, auf das ich mich schon seit Langem freue und das mein Highlight des Jahres werden wird: Gemeinsam mit fünfhundert Sängerinnen und Sängern aus Berliner Chören wirke ich an der Messias-Inszenierung der Komischen Oper Berlin im Hangar des ehemaligen Tempelhofer Flughafens mit. Premiere ist am 21. September und ich kann es kaum erwarten.
Hallelujah!
Das ganze Jahr freue ich mich schon wie verrückt auf dieses großartige Projekt: Die Komische Oper Berlin inszeniert Händels Messias im Hangar des ehemaligen Tempelhofer Flughafens und hat dafür rund 500 Sängerinnen und Sänger aus Berliner Laienchören engagiert – darunter meinen Chor ORSO. Seit Juli haben wir in den Montagsproben schon fleißig die Stücke einstudiert, bevor in der letzten Augustwoche nun die intensiven Proben vor Ort in der Komischen Oper begonnen haben. Schon in meiner Workation im Juni in Wien habe ich damit begonnen, Texte, Musik und Einsätze zu lernen und fast täglich mit Übetracks gesungen. Inzwischen bin ich ziemlich textsicher und fühle mich bereit für die szenischen Proben. Alles mächtig aufregend!
Los ging es mit der Kostümanprobe und es war interessant, einmal hinter die Kulissen eines Opernbetriebs zu schauen, wie aufwendig und professionell das alles vonstattengeht. Hose, Oberteil und Schuhe passten auf Anhieb und ich war in fünf Minuten fertig. Am nächsten Tag hat uns der Regisseur Damiano Michieletto in die beeindruckende Inszenierung eingeweiht und der Dirigent George Petrou und der musikalische Leiter David Cavelius haben mit uns gemeinsam mit dem Profichor und den Solisten geprobt. Wow, welch ein Klang! Der komplette Zuschauerraum im Theater war gefüllt mit Sängerinnen und Sängern. In der kommenden Woche geht es dann mit den szenischen Proben im Hangar weiter, fast täglich mit Proben von 19 bis 22 Uhr.
Weil es in der letzten Szene regnen wird und wir auf der Bühne nass werden, bekommen wir von der Komischen Oper je zwei Wäschesets erstattet in Höhe von 120,– Euro. Dafür war ich in diesem Monat in feinen Dessousläden shoppen und habe mir hübsche Wäsche ausgesucht.
Sommerbetrieb im Lektorat Salvador
Nach dem eher ruhigen Sommer zog die Auftragslage im August langsam wieder an, mit interessanten und abwechslungsreichen Projekten. Gerade habe ich eine intensive und gute Zusammenarbeit mit dem Autor eines technischen Fachbuchs, für dessen Buch ich das externe Projektmanagement übernehme bis zur Druckfreigabe im November. Nach dem Lektorat prüfe ich nun die inzwischen fertig gesetzte Datei, bevor der Autor alles zur Prüfung und Korrektur bekommt. Wir liegen gut in der Zeit und alles läuft nach Plan.
Gefreut habe ich mich über die Anfrage eines neuen Verlags, mit dem ich bisher noch nicht zusammengearbeitet habe, für die Überarbeitung eines dreibändigen Lehrwerks ab November. In einem Videocall mit der Projektleiterin konnten wir viele Details besprechen und ich habe große Lust auf die Zusammenarbeit, weil fachlich, terminlich und persönlich alles passt. Vielleicht lässt sich am Honorar noch was drehen, dann wär’s perfekt.
Ein Bilderbuch für den HORAMI-Verlag ging vor der Druckfreigabe noch durch ein letztes prüfendes Korrektorat. Nun wird es bald gedruckt, damit es bis zur Frankfurter Buchmesse erscheinen kann.
Und wie immer hatte ich für meine Sprachzeitschriften Artikel zu übersetzen und zu schreiben.
Dazu gab es eine Auftragsanfrage von einer Autorin, die ein inhaltlich interessantes und relevantes Sachbuch geschrieben hat, und es ab September innerhalb von zwei Wochen lektoriert haben möchte, damit sie es dann gleich drucken kann. Ähm … hier merkt man, wie eine Debütautorin leider keine Vorstellung und Wertschätzung hat, welche Arbeit hinter einem gründlichen Lektorat steckt, das Sorgfalt, Zeit und einen terminlichen Vorlauf braucht und sich nicht mal so aus dem Ärmel schütteln lässt. Nach einem Lektorat folgt die Einarbeitung der Hinweise und Korrekturen durch die Autorin, bevor vor dem Druck unbedingt ein Korrektorat zu empfehlen ist. Inhaltlich hätte es mich gereizt, aber so kurzfristig habe ich keine freien Kapazitäten. Schade.
Eine andere kurzfristige Anfrage für das Lektorat eines Romans konnte ich aus Kapazitätsgründen ebenfalls nicht übernehmen, auch, weil Romane nicht mein Schwerpunkt im Lektorat sind. Aber eine Kollegin konnte einspringen.
Sommer-Highlights im August
Im August bekomme ich regelmäßig meine Sommer-FOMO (= Fear Of Missing Out) und habe Angst, dass der Sommer bald vorbeigeht, bevor ich ihn so richtig genutzt habe. Sofort denke ich an die langen, grauen, kalten Monate in Berlin, die sich manchmal endlos hinziehen. Urlaub hatten wir in diesem Jahr keinen, aber dafür eine vierwöchige Workation in Wolkersdorf bei Wien – leider mit einem zu großen Arbeitsanteil und zu wenig Freizeit. Aber schön war es trotzdem, keine Frage.
Jetzt im August gönne ich mir wenigstens einzelne freie Tage und nutze sie für schöne Freizeitaktivitäten und persönliche Treffen mit lieben Menschen. Ein spontanes Treffen ergab sich mit einem Teil unseres virtuellen Lektoratsstammtisches, mit dem wir uns regelmäßig zu Fachthemen austauschen. Weil Hanna Schmandin zu Besuch in Berlin war und auch Sabine Zitzmann-Starz gerade Zeit hatte, haben wir uns zum ersten Mal live getroffen. Es war ein lauer Sommerabend, wir haben gut gegessen, schlenderten anschließend durch Berlin, ließen uns treiben und hätten wohl noch stundenlang weiterreden können, nicht nur über Lektoratsthemen.
Ein anderes Mal traf ich einen Kollegen, der nach 15 Jahren seinen Lektoratsbetrieb aufgeben musste, weil schwankende Auftragslage und Preisdumping kein wirtschaftlich tragbares Unternehmen mehr zuließen. Auch KI spielte mit hinein. Es war ein sehr offener und ehrlicher Austausch. Letztlich geht es uns allen in der Branche so und es tut gut, darüber zu sprechen. Es sind schwere Zeiten. Trotz des unschönen Themas war es ein sehr schönes Treffen, das verbindet.
Mein Freund Stefan aus Bremen hatte für seine berufliche Weiterbildung einen weiteren Seminarblock in Berlin und wir haben uns im Café am Neuen See getroffen, einem sehr schönen Biergarten im Tiergarten. Schon bei seinem letzten Besuch im Juli haben wir uns verabredet – ein Wiedersehen nach sehr langer Zeit. Ich freue mich, dass wir nun wieder mehr Kontakt haben.
Und auch mit der lieben Andrea habe ich endlich mal wieder einen wunderbaren Abend mit munterem Austausch verbracht. Wir haben uns immer viel zu erzählen, wenn wir uns treffen. Danach bin ich entspannt und fröhlich nach Hause geradelt.
Im Alltag kommen bei mir persönliche Treffen oft zu kurz, weil mein Arbeitspensum ganz schön hoch ist und ich daneben sehr viel Zeit mit Singen und Schreiben verbringe. Warum hat der Tag eigentlich nur 24 Stunden?
Was im August 2024 sonst noch los war
Was ich im August 2024 gebloggt habe
Im August liefen über meine Blog-Community The Content Society viele Blogparaden. Zu einigen davon habe ich Blogbeiträge geschrieben, weil ich die Themen spannend fand.
Dieser Blogartikel ist mein Beitrag zur Blogparade „Kill your darlings“ von Daniela Pokorny, die dazu aufruft, über Tipps fürs Überarbeiten von Texten zu schreiben. Dem bin ich als Lektorin natürlich sehr gerne nachgekommen.
Auch im August habe ich den Zwölften des Monats in einem 12 von 12 dokumentiert, diesem beliebten Blogformat, das Caroline Lorenz-Meyer auf ihrem Blog Draußen nur Kännchen betreibt.
Der Anstoß, mir über Einsamkeit Gedanken zu machen und darüber zu bloggen, stammte von meiner Blog- und Netzwerkkollegin Gesa Oldekamp, die in ihrer Blogparade dazu aufrief, über das Thema „Was macht Einsamkeit mit uns?“ einen Blogartikel zu schreiben.
Außerdem habe ich zum Abschluss jeder Woche ein #reflectandlearn geschrieben. Das ist ein von Maren Martschenko auf LinkedIn inspiriertes Format, bei dem es darum geht, die Woche mit vorgegebenen Fragen aus einem Fragenkatalog zu reflektieren und Learnings für sich und andere daraus zu ziehen. Du findest sie jede Woche in meinem LinkedIn-Account oder auch bei Instagram und Facebook.
Und schließlich habe ich im August zwei Newsletter geschrieben. Den gibt es alle zwei Wochen und ich schreibe darin über Sprachthemen aller Art, unterhaltsam erklärte Sprachbesonderheiten und Rechtschreibtipps, gebe Tipps, worauf es bei guten Texten ankommt, lasse mir als Lektorin über die Schulter schauen und vieles mehr. Schau gerne mal rein:
Ausblick auf den September 2024
- Premiere von Händels Messias am 21. September mit 12 Aufführungen
- Nadjas Ausstellung zur Art Week mit Vernissage am 11. September
- Start von zwei neuen Lektoratsaufträgen
Wer schreibt hier?
Ich bin Kerstin Salvador, zertifizierte freie Lektorin ADM (Akademie der Medien) und mit meinem Lektorat Salvador seit 2011 selbstständig.
Als Lektorin kümmere ich mich darum, Fach- und Sachbüchern den letzten Schliff zu verleihen, damit sie gut lesbar sind und sich darin keine Schreibfehler als Aufmerksamkeitsvampire verstecken.
Ich kenne übrigens auch die andere Seite des Schreibtisches: Als Autorin schreibe ich Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache und übersetze auch aus dem Italienischen. Leseratte war ich schon als Kind und habe deshalb gleich nach der Schule Buchhändlerin gelernt.
Hier kannst du mit mir in Kontakt treten und mehr über mich und meine Angebote erfahren: