Der November sollte eigentlich mal ein ganz entspannter und ruhiger Monat werden. Letztlich entpuppte er sich dann aber doch als sehr arbeitsintensiv, weil sich Aufträge überschnitten und parallel zu bearbeiten waren. Hat aber alles gut geklappt, und am Ende lockten ein paar Tage Urlaub an der zauberhaften Mecklenburgischen Seenplatte. Was bei mir sonst noch so alles im November los war, erfährst du hier. Und wie war dein November?
Was war los im Lektorat Salvador?
Thema Nummer 1 im November: Wie läuft’s im Business? Womit habe ich mich als Lektorin beschäftigt? Wie immer stapelte es sich auf meinem Schreibtisch, und ich habe parallel an mehreren Aufträgen gearbeitet. Die Arbeit in festen Zeitblöcken erweist sich für mich seit Jahren als eine gute Methode, mich mit frischem Blick auf mehrere Themen zu fokussieren. Denn wenn ich zu lange Zeit am Stück nur an einem Manuskript arbeite, ermüde ich. Kurze Pause, lüften und dann ein neues Thema beginnen, erfrischen und motivieren mich.
Im November stand vor allem das Lektorat, Korrektorat und die linguistische Qualitätssicherung eines neuen Deutsch-Sprachlehrwerks für einen führenden italienischen Fremdsprachenverlag auf dem Programm. Seit dem Sommer bin ich neu im Team und es ist eine schöne Zusammenarbeit auf Augenhöhe, mit viel Wertschätzung, die mir großen Spaß macht. Die Konversation verläuft teils auf Italienisch, teils auf Deutsch. Ich prüfe und überarbeite das Sprachlehrwerk als deutsche Muttersprachlerin. Es geht Schlag auf Schlag, Kapitel für Kapitel, Unterrichtseinheiten samt Übungen, Lösungen, Videos, Audio-Texten, Lehranweisungen. Ende November haben wir die Arbeit daran abgeschlossen. 280 Seiten. Uff! Jetzt arbeiten wir noch am dazugehörigen Begleitbuch für die Dozent*innen. Im Januar wird das Werk auf den Markt kommen. Über den Inhalt und den Titel darf ich noch nicht sprechen, aber bald! Stay tuned!
Außerdem habe ich als Autorin an weiteren zusätzlichen Unterrichtsmaterialien wie das Tedesco Magazin gearbeitet und an Spielen und Sprachzeitschriften. Hier ist immer viel zu schreiben.
Parallel zu diesem Sprachlehrwerk hatte ich ein Korrektorat für ein technisches Fachbuch auf dem Schreibtisch, das im Januar erscheint. Mit 350 Seiten recht umfangreich. Eigentlich war ab September ein Projektmanagement für einen neuen Titel geplant, der aus verschiedenen Gründen nun auf Anfang 2025 verschoben wurde. Das ist die Schwierigkeit in der Freiberuflichkeit, dass sich fest zugesagte Aufträge verlags- oder autorenseitig kurzfristig verschieben können. Das passiert. Auch um entstehende Auftragslöcher zu vermeiden, plane ich daher lieber doppelt und habe viele Eisen parallel im Feuer, auch wenn das dann oft zu viel ist und auch mein Tag nur 24 Stunden hat.
So sehr ich meine Arbeit liebe und dafür brenne, so spüre ich oft die Erschöpfung, Po und Rücken schmerzen vom vielen Sitzen und meine Augen sind schon viereckig. Ende November stand zum Glück ein Kurzurlaub auf dem Programm, aber dazu weiter unten mehr.
Gerade entstehen viele regionale Buchmessen, was mich sehr freut. Kleine Verlage und Selfpublisher bekommen dadurch mehr Aufmerksamkeit. Im November habe ich das Leseklang-Bücherfest in Bernau besucht, wo Lena Gayoso ihr erstes Kinderbuch „Von wegen Elche! Bastian zieht nach Norwegen“ ausgestellt hat. Ich habe das Korrektorat übernommen und kann dieses wunderschöne Buch gerade jetzt zu Weihnachten für Kinder ab 8 Jahren sehr empfehlen.
„Vielstimmig“ im Humboldt Forum
Mein liebster Ausgleich zur Arbeit ist das Singen im Chor. Im November habe ich mit meinem Chor, den QuerChorallen, an Vielstimmig II, mit 8 Chören und 40 Konzerten im Humboldtforum teilgenommen. Die Musikalische Leitung hatte Anna-Lena Bolz, Dramaturgie kam von Kaspar von Erffa und koodiniert hat das Ganze Hannah Ginsburg. Es war eine Freude, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Es war ein gelungenes Konzept, an zwei Tagen die verschiedenen Räume und das Foyer des Humboldt Forums mit Musik erklingen zu lassen und damit Besucher*innen anzuziehen, den Chören zu lauschen und dabei die Exponate zu betrachten. Mit dabei waren der Chinesische Akademikerchor, canta:re, Àgua na Boca, (L)OSTsongs, die QuerChorallen, die Liedertafel Bianca Castafiore, das Vokalensemble Fugatonale und der Generationenchor FröSi. Eine bunte Mischung aus sehr verschiedenen Chören. Jeder Chor hatte an beiden Tagen jeweils drei Konzert-Sets in den verschiedenen Räumen des Humboldt Forums. Dazwischen gab es an beiden Tagen zwei gemeinsame Auftritte mit 200 Stimmen im Foyer. Passend zum Jahresthema Hin und weg – Der Palast der Republik ist Gegenwart haben wir Albatros von Karat, Paradiesvögel von Silly und den Sonderzug nach Pankow von Udo Lindenberg, jeweils neu arrangiert, gesungen.
Im Vorfeld gab es allerdings einen medialen Shitstorm quer durch alle Medien, weil einige Sänger*innen aus den Chören das Wort „Oberindianer“ aus dem Sonderzug nach Pankow für nicht angemessen hielten, weil das Wort wird von vielen indigenen Menschen, aber auch von vielen nationalen und internationalen Besucher*innen als diskriminierend und rassistisch wahrgenommen werden kann. Es gab dazu eine offene Diskussion mit dem Humboldt Forum. Einige waren strikt dagegen, es zu singen, andere wollten es unbedingt singen und viele enthielten sich der Stimme. Schließlich wurde entschieden, es musikalisch mit einem lautmalerischen -iiiuuiii zu verwischen. Für viele Medien wie die Bild-Zeitung war das natürlich ein gefundenes Fressen und es gab viel Häme und Hass und bis zuletzt war nicht klar, ob es zu Störungen und Protesten bei dem Event kommen würde. Das Humboldt Forum war auf alles vorbereitet und hat Deeskalationsteams eingesetzt. Schließlich blieb alles ruhig und es gab auch Medien, die neutral darüber berichtet haben, wie der Tagesspiegel und die Zeit. Auch der rbb berichtete in einem langen Beitrag darüber. Am Ende gab es den Kompromiss, dass jede*r für sich entscheiden konnte, das Wort zu singen oder die musikalische Alternative zu wählen. Und so klang es.
Für mich war dieses Event ein beglückendes Erlebnis. Acht sehr unterschiedliche Chöre haben ein Wochenende lang zusammen musiziert, und schon im Vorfeld gab es gemeinsame Proben, um die Lieder einzustudieren. Musik verbindet einfach. Besonders berührend war die Party im Anschluss mit ausgelassenem Tanz – wenn Chormenschen mit Behinderungen gemeinsam mit chinesischen, brasilianischen, queeren und anderen Singbegeisterten feiern, die alle die Liebe zum Singen verbindet. Ich bin sehr beseelt nach Hause gegangen.
Geburtstagsurlaub in der Villa Horami
Das Highlight kam dann Ende November: der lang ersehnte Urlaub in der Villa Horami, einer denkmalgeschützten Villa mit besonderem Charme in Malchow, inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte. Nicht nur landschaftlich ein Paradies, sondern auch ein „Ort der Begegnung und der Wandlung“: https://villahorami.de/ (absoluter Geheimtipp …). Ankommen, auftanken, wohlfühlen.
Und wenn dir der Name HORAMI bekannt vorkommt, dann liegst du richtig, denn es ist der Sehnsuchtsort der beiden Verlegerinnen des gleichnamigen Verlags, der in diesem Jahr auf der Frankfurter Buchmesse sowohl den Deutschen Verlagspreis wie auch den Deutschen Jugendliteraturpreis für „Wünsche“ erhalten hat. Seit 2017 habe ich sechs Ihrer wunderschönen Kinderbücher lektoriert und bin ihnen auch freundschaftlich verbunden. Jetzt hat Hanh Nguyen-Schwanke uns eingeladen, ein paar Tage in ihrer traumhaften Villa zu verbringen. Welch ein Geschenk!
So haben wir aus meinem Geburtstag gleich einen Geburtstagsurlaub gemacht, um ein paar Tage auszuspannen und diese herrliche Landschaft zu genießen.
Meinen Geburtstag habe ich mit lieben Menschen, feinem Essen, guten Gesprächen und einem schönen Miteinander unbeschwert und fröhlich verbracht. Dazu herrlichstes Wetter, das uns zu einem gemeinsamen Spaziergang über die Insel und aufs Wasser lockte. So tut das Älterwerden nicht weh.
Auch am Tag danach war das Wetter noch zauberhaft schön und wir haben eine herrliche Wanderung unternommen. Am Abend haben wir den gemütlichen kleinen Weihnachtsmarkt in Malchow besucht, der so gar nicht kommerziell, sondern gemeinschaftlich organisiert war. Sehr angenehm.
In Malchow habe ich die Ruhe auch dazu genutzt, mir zu einer Stellenausschreibung Gedanken zu machen, über die ich durch Zufall gestolpert bin und die mich gereizt hat. Ich habe nicht danach gesucht und bin sehr zufrieden mit meiner Selbstständigkeit, dennoch hat sie mich angesprochen und ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Also habe ich meine Unterlagen, Zeugnisse und Referenzen zusammengesucht und nach 15 Jahren mal wieder eine Bewerbung geschrieben. Das hat ganz schön gedauert. Ich musste mich erst mal in sprachliche und formale Kriterien einarbeiten, die heute so für Lebenslauf und Anschreiben gelten. Was zählt aus vierzehn Jahren Selbstständigkeit? Was sind meine Hard und Soft Skills, was ist für die ausgeschriebene Stelle relevant, was kann weg? Gar nicht so einfach. Gereizt haben mich ein regelmäßiges Gehalt, Urlaubs- und Weihnachtsgeld und Renten-, Kranken- und Sozialversicherung und die Aussicht, in einem Team zu arbeiten. Wie die Sache ausgegangen ist, verrate ich dir in meinem #reflectandlearn in KW 49 …
Was im November 2024 sonst noch los war
Im Vergleich zum sehr trubeligen Oktober war der November vergleichsmäßig ruhig. Ein paar kulturelle Veranstaltungen gab es dennoch:
Was ich im November 2024 gebloggt habe
Leider habe ich im November sehr wenig gebloggt. Das muss sich unbedingt wieder ändern, denn ich liebe es zu bloggen. Immerhin drei Blogartikel und vier reflectandlearns habe ich veröffentlicht. Lies gerne mal rein:
Immerhin habe ich jede Woche ein #reflectandlearn geschrieben. Das ist ein von Maren Martschenko auf LinkedIn inspiriertes Format, bei dem es darum geht, die Woche mit vorgegebenen Fragen aus einem Fragenkatalog zu reflektieren und Learnings für sich und andere daraus zu ziehen. Du findest sie jede Woche in meinem LinkedIn-Account oder auch bei Instagram und Facebook.
Ausblick auf den Dezember 2024
- Ich habe Karten für die Komische Oper zum Geburtstag bekommen und freue mich auf den Figaro.
- Mein Chor, die QuerChorallen, sind auch in diesem Jahr wieder bei der Schönen Bescherung dabei, dem legendären Weihnachtskonzert der queeren Chöre in Berlin.
- Ich freue mich auf das Weihnachtsessen mit der Berliner Städtegruppe des VFLL und einem netten Austausch unter Lektoratskolleg*innen.
- Weihnachten steht vor der Tür und mal schauen, ob mein Buddy Romy aus Wien, mit der wir im Juni schon für einen ganzen Monat unsere Wohnungen getauscht haben, mit uns in Berlin Weihnachten verbringen wird. Sie überlegt noch.
- Nach Weihnachten steht wieder der Jahresrückblick an. In diesem Jahr möchte ich zum vierten Mal zurückblicken und über das vergangene Jahr bloggen. Das waren meine Jahresrückblicke der vergangenen Jahre:
- Mein Jahresrückblick 2021: Lockdown als Chance für eine berufliche Neuausrichtung
- Mein Jahresrückblick 2022: Talsohle erreicht, es geht bergauf!
- Mein Jahresrückblick 2023 – ein Jahr zum Umarmen
Wer schreibt hier?
Ich bin Kerstin Salvador, zertifizierte freie Lektorin ADM (Akademie der Medien) und mit meinem Lektorat Salvador seit 2011 selbstständig.
Als Lektorin kümmere ich mich darum, Fach- und Sachbüchern den letzten Schliff zu verleihen, damit sie gut lesbar sind und sich darin keine Schreibfehler als Aufmerksamkeitsvampire verstecken.
Ich kenne übrigens auch die andere Seite des Schreibtisches: Als Autorin schreibe ich Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache und übersetze auch aus dem Italienischen. Leseratte war ich schon als Kind und habe deshalb gleich nach der Schule Buchhändlerin gelernt.
Du suchst eine Lektorin für dein Buch? Hier kannst du mehr über mich und meine Angebote erfahren: